Kolumne: Teilen macht reich
Teilen macht reich - dieses Motto der „Stiftung Volksverein“ Mönchengladbach berührt mich immer wieder neu. Die konkrete Umsetzung der Ziele und Aufgaben dieser Stiftung findet unter anderem in der Brandts-Kapelle und dem TaK, dem Treff am Kapellchen, statt, der von uns Steyler Missionsschwestern geleitet wird. Das gibt uns die Chance, mit den Menschen, die hierherkommen, in Kontakt zu kommen, zu sprechen, zu beten, zu essen, zu feiern und zu diskutieren. Es ist ein Ort, wo Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben, willkommen sind, so wie sie sind, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Gesundheit, Religion, Berufstätigkeit etc.
Miteinander erleben wir, was es heißt, dass Teilen reich macht. Alle, die hierherkommen, ganz gleich, ob sie zu denen am Rand oder zu den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen gehören, teilen miteinander Zeit, Erfahrungen, Talente und Fähigkeiten, ihren Glauben, ihr Wissen, ihr Leid und ihre Freude und bereichern damit das Ganze. Im wahrsten Sinne des Wortes teilen wir das Brot miteinander, das Kochen und das Aufräumen. Wir teilen den Raum, der uns zur Verfügung steht, und die Lebensmittel, die uns oft gerade zum rechten Zeitpunkt gebracht werden. Bei monatlichen kulturellen Veranstaltungen teilen Künstler*innen, Musiker*innen und andere ihre Talente und ihr Wissen gratis mit denen, die sich die Teilnahme an ähnlichen Veranstaltungen finanziell nicht leisten können. Ein besonderer Moment ist der wöchentliche Gottesdienst, in dem an Stelle der Predigt, die Besucher*innen miteinander teilen, was das Wort Gottes für sie Hier und Jetzt bedeutet, welche Fragen es aufwirft und/oder wo es Trost und Hoffnung schenkt. Es macht dankbar und demütig, denen zuzuhören, die Vieles im Leben durchgestanden haben, durch unterschiedliche Erfahrungen an den Rand gedrängt wurden und ihre Sehnsucht nach Beziehung, Heilung, Frieden und Gerechtigkeit ins Wort und ins Gebet fassen.
Ja, Teilen macht reich. Wir alle können geben und empfangen, da Reichtum sich nicht auf materielle Güter beschränkt. Jedes Weihnachten erinnert uns daran, dass Jesus nicht etwas, sondern sich selbst und sein Leben mit uns geteilt und an unserem Leben teilgenommen hat: „Er war wie Gott, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein. Er entäußerte sich und wurde den Menschen gleich (Phil 2,6-7)“.
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