Ordensgemeinschaften in Deutschland

Kolumne: Wo stehen wir auf?

„Wir stehen zwischen ‚unter Wasser‘ und extremen Dürren.
Es gilt, jetzt zu agieren, sofort“, postet Herbert Grönemeyer am Tag vor dem Aufruf zum Klimastreik am 15. September 2023.

An einem Podiumsabend mit der Überschrift: „Was ist gutes Leben?“, zu dem ich als Teilnehmerin eingeladen wurde, äußerte ich meine Überzeugung, dass uns nur das, was uns wirklich berührt und unter die Haut geht, verändert.

Marc aus der Reihe der Besucher:innen entgegnete: „Unzählige Menschen lassen sich berühren vom Zustand unserer Erde, aber sie werden oft alleine gelassen, auch von der Kirche.“ Sein Wort ließ mich wiederum berührt zurück.

Wo ist unser Mut, wo stehen wir auf gegen das Unrecht?
Wie kann es sein, dass Menschen, die sich mit Leib und Seele engagieren für eine Erde, die morgen und übermorgen noch bewohnbar bleibt, in Präventivgewahrsam genommen werden! Präventivgewahrsam für Menschen, die die Straße blockieren, weil sie an eine heilere Zukunft unserer Erde glauben und gleichzeitig an der Ignoranz und dem Nichtstun verzweifeln. Sie wollen diesen sinnlosen Lauf der Ausbeutung anhalten und die Verantwortlichen in der Politik endlich zum Handeln auffordern:
„Es gilt, jetzt zu agieren, sofort!“

Wo stehen wir auf gegen Unrecht, wo stehe ICH auf?
Gestern im Zug  - wir kennen es, die Deutsche Bahn, wieder eine Stunde Verspätung.
Ein Fahrgast brüllt einen Schaffner auf eine Weise an, die erschreckend, gar verstörend ist: völlig unverhältnismäßig, aggressiv und respektlos.

Warum stehe ich nicht auf gegen diesen Angriff? Ich schäme mich.


Darum bete ich:
Du GOTT des Lebens,
wenn wir dazwischen stehen zwischen Fluten und Dürre,
zwischen Ignoranz und hasserfüllter Wut:

Lass uns dann mutig aufstehen und bleibe bei uns, wenn uns Angst überfällt.

Lass uns einstehen für diejenigen, denen das Nötige fehlt -
sie lehren uns, das Leben zu teilen.
Nähre unser Vertrauen, dass Du uns das tägliche Brot schenkst,
das wir brauchen – für alle Menschen. Amen.

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Über die Autorin

Sr. M. Scholastika Jurt ist Generaloberin der Arenberger Dominikanerinnen.

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