Auf das Wort hören
Damit das Wort Gottes nicht vernachlässigt wird und die Apostel beim Dienst am Wort bleiben können, wurden in der Gemeinde in Jerusalem, so hören wir in der ersten Lesung dieses Sonntags, weise und geistvolle Männer zum Dienst an den Tischen bestellt. Offenbar wurden die Zwölf häufig als Schiedsrichter und Vermittler bei Streitigkeiten zwischen den Alten und den Neuen in der Gemeinde herangezogen. Denn auch wenn alle die Idee gut finden, dass in der Zugehörigkeit zu Christus die Nahen und die Fernen versöhnt sind, garantierte das noch nicht die Gleichbehandlung aller in der Praxis, schon gar nicht, wenn es um Geld geht.
Auch nach 2000 Jahren Christentum hat sich daran leider nicht viel geändert. Wir sehen heute vielleicht nur etwas klarer, dass dies nicht nur innerhalb der Gemeinde vor Ort wichtig wäre, sondern weltweit. Die abschließende Bemerkung der heutigen Lesung will deutlich machen, dass die Entscheidung für Ordnung und Gerechtigkeit beim Dienst an den Tischen zu sorgen, gut und richtig war, denn es ist die Voraussetzung für die Ausbreitung des Wortes und das Wachstum der Gemeinde. Und das nicht nur weil durch eine bessere Organisation die höhere Effizienz des Dienstes garantiert ist, sondern wegen ihres inneren Zusammenhanges. Das WORT, um dessen Ausbreitung es geht, ist das Evangelium von der rettenden und erlösenden Liebe Gottes zu allen Menschen. Wenn dieses Wort nicht konkret erfahrbar wird im Leben der Menschen, die auf Rettung und Erlösung warten, dann verpufft es ungehört, ja es wird widersinnig und damit lebensfeindlich.
Der ordnende und strukturierte Dienst an den Tischen in all seinen vielfältigen Formen, die das Leben der Menschen leichter, froher, gerechter, heiler machen wollen, ist also in der Kirche alles andere als ein Dienst zweiter Ordnung. Das zu beachten, ist heute, so scheint es, noch wichtiger als damals.
Die Frohe Botschaft hat heute die gleiche göttliche Kraft wie damals, aber die Hörfähigkeit und Hörbereitschaft der Angesprochenen hat sich verändert. Schönen Worten traut man nur, wenn sich damit konkrete Lebenserfahrungen verbinden. Weil das so ist, muss es Caritas geben, vor Ort und weltweit. Und dort wo das Wort - bedingt durch die Diasporasituation - immer weniger Bedienstete hat, ist es besonders wichtig, dass es trotz aller politischen und gesellschaftlichen Widrigkeiten (noch) katholische Sozialeinrichtungen gibt. Der Einsatz für ihren Erhalt und ihre profilierte innere Gestaltung ist mehr denn je ein wichtiger Beitrag zur Erneuerung der Welt durch das Evangelium.
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