Ordensgemeinschaften in Deutschland

Pauli Bekehrung

Sein Vertrauen auf Gott und sein Zutrauen zum Menschen gaben Hananias den Mut, ohne jeden Vorwurf auf Saulus zuzugehen, ihn als Bruder anzureden und ihn bei den ersten Schritten auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten.

   

Morgen feiern wir das Fest „Pauli Bekehrung". Ein wichtiges Fest für uns, denke ich, denn an diesem Tag war der „Urknall“ für die „Kirche aus den Heiden", zu der wir gehören.

Die Begegnung mit dem auferstandenen Herrn vor den Toren von Damaskus hat dem Mann, der kurz vorher der Ermordung des Stephanus zugestimmt hatte, buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen und sein gesamtes Denken und Fühlen umgepolt.

Damit dieser neue Pol wirklich die Orientierung für seinen künftigen Weg wird, schickte Gott den Hananias zu ihm. Ich habe nirgends einen Hinweis finden können, dass dieser Jünger Jesu in den Heiligenkalender aufgenommen worden sei, obwohl er, wie mir scheint, es durchaus „verdient" hätte, dass man ihn als nachahmenswerten Patron für ein vorurteilsloses Handeln verehrt.

Hananias kannte die Taten dieses Mannes und wusste um seine Pläne für alle, die in Damaskus den Namen Jesu anrufen. Seine Sorge, Kontakt mit Saulus zu suchen und damit vielleicht zum Verräter an den Gläubigen zu werden, ist also durchaus verständlich.

Sein Glaube an die lebensverändernde Macht Gottes war aber stärker als seine Angst. Er traute es Gott zu, das Herz eines Menschen so vollständig umzuwandeln und in Beschlag zu nehmen, dass „der alte Sauerteig der Schlechtigkeit und der Bosheit" radikal daraus verschwindet. Dazu kam aber auch noch sein Glaube an die Wandlungsbereitschaft und -fähigkeit des Menschen, die in der ihm verliehenen Freiheit ihren Grund hat. Für Hananias war der Mensch nicht unabänderliches Produkt seiner Vergangenheit und deshalb hielt er einen radikal neuen Anfang bei Saulus für möglich.

Sein Vertrauen auf Gott und sein Zutrauen zum Menschen gaben Hananias den Mut, ohne jeden Vorwurf auf Saulus zuzugehen, ihn als Bruder anzureden und ihn bei den ersten Schritten auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten. Wir wissen nicht, ob es noch einen Rest von Sorge bei Hananias gab. Er war aber bereit, dem bisherige Verfolger eine Chance zu geben und dem Zeichen seines  Neuanfangs: „Denn siehe, er betet!“ mehr zu glauben als seiner eigenen Lebenserfahrung.

Ich denke auch das Jahr 2021 wird uns viele Gelegenheiten bieten, Hananias um seine Fürsprache zu bitten, damit es uns gelingt, ohne Vorurteil auf die Menschen zuzugehen und in ihnen unsere Schwestern und Brüder zu erkennen, noch bevor sie uns bewiesen haben, dass sie es wirklich sind.

Über die Autorin

Sr. M. Dominika ist Provinzoberin der Schwestern von der hl. Elisabeth der Provinz Deutschland.

Zur Homepage der Provinz Deutschland der Schwestern von der hl. Elisabeth