Kolumne: Pontifex - Brückenbauer
Mal schnell durch die Stadt fahren, das ist in Münster natürlich mit dem Fahrrad möglich und üblich. Die Stadt ist nicht nur verbunden mit Krimis wie "Wilsberg" oder dem Münster-Tatort, sondern vor allem mit Fahrrädern. Ich fahre dort täglich mit dem Rad. Es ist einfach, super schnell und nicht zuletzt die Form, klimaneutral von hier nach dort zu kommen. Und wenn auf der Promenade oder den Fahrradstraßen weniger los ist, haben die Gedanken beim Radeln frei. Der gerade vergangene Termin wirkt nach und gerade Erlebtes kann sacken. Manchmal nimmt auf dem Rad im Freien der nächste Schritt Gestalt an. Gerade bei Wind und Wetter komme ich runter, auf dem Fahrrad. Im Herzen und im Kopf wird es klarer und heller.
Und wer schon einmal in Münster auf dem Fahrrad saß, wird die "kleinen Brücken" besonders hilfreich finden. Seit Jahren gibt es gute Geister in der Stadt, die möglichst unerkannt bleiben wollen. Sie klecksen etwas Asphalt dorthin, wo es beim Fahrradfahren holprig war. Kantige Übergänge von ebener Fläche zu Kopfstein, von Fahrradweg zur normalen Straße werden so mit wenigen Centimetern Asphalt zu sanften Überbrückungen. Hin und wieder lässt die Stadtverwaltung die ordnungswidrigen Eingriffe in die Infrastruktur der Stadt entfernen. Es muss halt gewährleistet sein, dass Regenwasser gut abfließen kann.
Und dennoch wird mir oft wärmer ums Herz, wenn ich bemerke, dass ein unsichtbarer "Pontifex" wieder am Werk war und mir den Weg geschmeidiger gemacht hat. Kleine Zeichen, die größeres bewirken. Etwas mehr geschenkte Achtsamkeit und Freundlichkeit in einer Welt, die roher und härter zu werden scheint. Brückenbauer im Verborgenen, geheimnisvoll unterwegs und doch so sichtbar in ihrer Zugewandtheit.
Und es ist verrückt. Mir fallen die kantigen und holprigen Stellen auf meinem Weg meistens erst auf, wenn die Brücken wieder entfernt wurden. Und so durchgerüttelt freue ich mich, dass es sie gibt, die Brückenbauer und mache mir so meine Gedanken.
