Ordensgemeinschaften in Deutschland

Abtpräses der Missionsbenediktiner begrüßt China-Schreiben des Papstes

„Ich hoffe sehr, dass die chinesische Regierung die ausgestreckte Hand des Papstes ergreift.“

St. Ottilien. Der Abtpräses der Missionsbenediktiner, Erzabt Jeremias Schröder OSB, hat das „lange und mit Spannung erwartete“ Schreiben des Heiligen Vaters an die chinesischen Christen in einer ersten Stellungnahme als „sehr hilfreich“ begrüßt. Er hoffe sehr, dass die chinesische Regierung die ausgestreckte Hand des Papstes ergreift und gemeinsam mit Rom zu einer Lösung der umstrittenen Fragen findet.

Wir dokumentieren die Stellungnahme von Erzabt Jeremias im Wortlaut:

„Wir haben lange und auch mit Spannung auf dieses Schreiben des Papstes gewartet. Und ich begrüße diesen Brief sehr. Er schafft wichtige Grundlagen für die Zukunft der katholischen Kirche in China.

Schon beim ersten Durchlesen fällt der positive und geradezu warmherzige Grundton auf, den der Heilige Vater anschlägt. Wichtige Prinzipien werden dabei nicht verschwiegen. Gleichzeitig ist aber in jedem Absatz spürbar, dass der Papst den chinesischen Christen entgegenkommt. Er reicht mit diesem Brief auch der Regierung immer wieder die Hand, um eine Lösung der bestehenden Probleme zu erreichen.

So drückt er die Hoffnung des Heiligen Stuhls auf diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik aus. Er bietet Verhandlungen über eine Mitwirkung der Regierung bei Bischofsernennungen an und signalisiert Bereitschaft, die Diözesangrenzen neu zu verhandeln, die von Staatsseite in der Vergangenheit einseitig verändert worden waren. Auch versucht der Papst die in chinesischen Regierungskreisen weit verbreitete Angst zu zerstreuen, die Kirche wolle das chinesische Regierungssystem zu Fall bringen.

Insgesamt halte ich dieses Schreiben für sehr hilfreich. Es gibt den chinesischen Katholiken Orientierung für den Umgang miteinander und mit der Regierung.

Meine Hoffnung ist, dass dieser Brief dazu beiträgt, dass die Christen in China wieder miteinander leben und gemeinsam beten können; dass die Angehörigen der patriotischen Kirche und jene im Untergrund wieder zur christlichen Einheit finden. Gleichzeitig hoffe ich sehr, dass die Regierung die ausgestreckte Hand des Papstes ergreift und gemeinsam mit Rom zu einer Lösung der umstrittenen Fragen findet.

Natürlich hat dieser Brief auch für uns Missionsbenediktiner eine wichtige Bedeutung. Schließlich waren wir schon zu Beginn des 20. Jahrhundert in China präsent. Seit den 80er Jahren haben wir unsere Arbeit dort wieder intensiviert und viele Kontakte zur Kirche in China knüpfen können.

Mit Blick auf unsere eigene Arbeit gefällt mir an dem Schreiben des Papstes vor allem, dass das Augenmerk wieder verstärkt auf die Ausbildung der Priester gelenkt wird. Dort haben wir uns in den vergangenen Jahren selbst stark engagiert.

Bedeutsam scheint mir auch, dass der Papst den missionarischen Auftrag der Kirche betont. Der Heilige Vater ruft uns in Erinnerung, dass die Kirche eine Sendung nach außen hat. In der Vergangenheit bestand ja die Gefahr, dass sich die chinesische Kirche zu sehr um sich selber dreht. Aus dieser Selbstbeschränkung können wir uns jetzt hoffentlich wieder befreien.

Hintergrund
Erzabt Jeremias Schröder OSB (42) aus St. Ottilien ist Abtpräses der Kongregation der Missionsbenediktiner. Die Chinaarbeit seines Ordens liegt ihm besonders am Herzen. Immer wieder hat er China besucht und steht in regelmäßiger Verbindung mit Kirchen- und Regierungskreisen in verschiedenen Teilen des Landes. Die Missionsbenediktiner sind seit 1922 in China präsent. Erzabt Jeremias ist unter anderem Mitglied im ökumenischen China-Arbeitskreis Deutschland und Mitglied der benediktinischen Chinakommission sowie Vorstandsmitglied im China-Zentrum St. Augustin. Eine ausführliche Analyse des Papstbriefes durch den Leiter des Chinazentrums, P. Anton Weber SVD, findet sich unter www.china-zentrum.de.