Ordensgemeinschaften in Deutschland

Die Option für die Armen angesichts der Missbrauchskrise

Vortrag und Gespräch mit P. Klaus Mertes SJ

Mitte Februar fand an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Münster ein Vortrag mit anschließendem Gespräch mit P. Klaus Mertes SJ zum Thema „Die Option für die Armen angesichts der Missbrauchskrise“ statt. Die zentrale Frage des Gesprächs: Wie geht die Option für die Armen zusammen mit einer Kirche, in der sexualisierte Gewalt und spiritueller Missbrauch ausgeübt, vertuscht und verleugnet wurde und in der bis heute um Gerechtigkeit für die Überlebenden gerungen wird?

P. Klaus Mertes näherte sich der Thematik über den biblischen Zugang zur Option für die Armen: Es handle sich um eine gute Botschaft für die Armen, nicht für die Reichen. Er berichtete von den Erkenntnissen aus seinem Gespräch mit Betroffenen vom 13. Januar 2010 im Canisius-Kolleg in Berlin und der Entscheidung, den Betroffenen zu glauben. In Bezug auf die Missbrauchskrise wies er darauf hin, dass ohne den direkten Kontakt zu den Betroffenen kein Verstehen möglich sei. Die Sprache der Befreiungstheologie helfe zwar, Missbrauch zu verstehen, scheitere aber auch, da die Kirche selbst auf der Täterseite stehe.

Externer Inhalt

Hier wird ein Inhalt von

player.vimeo.com

eingebunden.

Der vollständige Vortrag und das anschließende Gespräch ist ebenfalls online auf Vimeo verfügbar.

Klaus Mertes SJ trägt seit seiner Zeit als Rektor des Canisius-Kollegs in Berlin maßgeblich zur Aufdeckung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und spirituellem Missbrauch in der katholischen Kirche bei. Anfang 2010 löste er eine Welle von Aufdeckungen sexuellen und physischen Missbrauchs junger Menschen an kirchlichen – und später auch an nichtkirchlichen – Bildungseinrichtungen in Deutschland aus.

Die Option für die Armen verdankt sich der lateinamerikanischen Theologie der
Befreiung  und ist ein Zentralbegriff und -inhalt der der christlichen Soziallehre. Das theologische Prinzip betont eine besondere Parteinahme für die Armen, Ausgebeuteten und Ausgeschlossenen, für die Opfer von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen mit dem Ziel der sozialen Gerechtigkeit. Option für die Armen meint dabei nicht nur konkrete Hilfeleistungen, sondern auch, die Perspektive der Armen als kritisches Korrektiv in den Mittelpunkt politischen und sozialen Handelns zu stellen.

Zur Website der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten

(Mit Material von katho-nrw.de und de-academic.com)