Es herrscht wieder Krieg: Berichte von Ordensleuten aus Israel
Wieder einmal gibt es Eskalation im Nahen Osten. Diesmal ein neuer Krieg im Heiligen Land. Die Nachricht von dem grausamen Terroranschlag der Hamas gegen israelische Zivilisten schockiert seit Samstag, dem 7. Oktober, die ganze Welt. Dieser Tag wird im Gedächtnis Israels als der Beginn eines neuen Konflikts verbleiben, der sich jedoch aufgrund seiner Merkmale der extremen Gewalt und des Terrors von den anderen bisherigen Konflikten zu unterscheiden scheint.
Bruder Jakobus-Maria Raschko, Franziskaner an der Grabeskirche in Jerusalem, berichtet, dass der Tag zunächst ganz normal erschien, und da Sirenen und Alarme zum Alltag gehören, wurde ihnen zunächst keine große Bedeutung beigemessen. Alles änderte sich, als die Nachrichten über die Geschehnisse an der Grenze zum Gazastreifen ins Internet gelangten. Von diesem Moment an leerten sich die Straßen, die Geschäfte blieben geschlossen, und unter den Einwohnern der heiligen Stadt begann Angst zu herrschen: „Es kommen auch keine neuen Pilger mehr an und viele andere sitzen fest und sind verzweifelt, weil die Fluggesellschaften Israel nicht mehr anfliegen. Die Schlange der Gläubigen, die sich sonst durch die Grabeskirche windet, um an das Grab Jesu zu kommen und dort zu beten, ist verschwunden. Sonst gab es Wartezeiten von über einer Stunde. (…) Ich selbst fühle mich sicher, aber es fühlt sich gerade an wie die Ruhe vor dem Sturm. Aber wir beten hier am Heiligen Grab weiter für den Frieden. Das ist es, was wir tun.“
Kurzum, es scheint letztlich nur Verlierer zu geben. Eine düstere Perspektive.
Pater Simeon OSB aus der Abtei Dormitio
Nikodemus Schnabel, Abt der deutschsprachigen Benediktinerabtei Dormitio auf dem Berg Zion, sagte dem Internetportal domradio.de: "Das Einzige, was ich in meiner Gemeinschaft leisten kann, ist, die Türen weiterhin zu öffnen, als Wächter dieses Ortes des Friedens aufzutreten, damit jeder, der hier reinkommt, sich sicher fühlen kann, eine Tasse Kaffee bekommt, ein Gebet sprechen kann und ein offenes Ohr bekommt. In guten wie in schlechten Zeiten. Wir sind auf eine besondere Art und Weise verheiratet mit dieser Stadt und mit diesem Land." Bereits am folgenden Sonntag nach dem Terroranschlag hatte Pater Simeon in seiner Sonntagspredigt gesagt: "Nun herrscht die Gewalt in diesem Heiligen Land wieder - und das mit einer Brutalität, die einen schockiert und ratlos zurücklässt. Man fragt sich: Wird dieser Konflikt also nie ein Ende nehmen? Kurzum, es scheint letztlich nur Verlierer zu geben. Eine düstere Perspektive".
Diese schwierige Situation erleben auch die Salvatorianerinnen, die seit 65 Jahren im Heiligen Land leben und arbeiten, wo sie in ihren Einrichtungen humanitäre Hilfe für Menschen leisten, die am Rande der Gesellschaft leben. Sie arbeiten in der Salvatorschule in Nazareth (Israel) und im Altenpflegeheim für Frauen Beit Emmaus (Westjordanland). Diese Orte werden seit Jahren von vielen Touristen und Pilgergruppen aus Deutschland besucht. Im derzeitigen Ausnahmezustand bleiben beide Einrichtungen geschlossen, obwohl die Schule Online-Unterricht anbietet, um für die Schüler ein gewisses Maß an Normalität zu erreichen. „Wir schützen alle Menschen in unseren Einrichtungen, unsere Mitarbeitenden und uns selbst. Aber wir führen unsere humanitäre Hilfe unbedingt weiter. Wenn es uns möglich ist, werden wir sie sogar intensivieren und weiter ausbauen. Inmitten dieser Ungewissheit sind und bleiben wir Salvatorianerinnen an der Seite der Menschen. Wir leben in guten Tagen mit ihnen und lassen sie nicht allein, wenn es schwierig wird“, sagt Schwester Klara von der Salvatorschule in Nazareth.
Aber wir beten hier am Heiligen Grab weiter für den Frieden. Das ist es, was wir tun.
Bruder Jakobus-Maria Raschko OFM
Die Folgen des Krieges sind schrecklich, und ein Ende der Gewalteskalation scheint nicht in Sicht zu sein. Wir wünschen allen Menschen im Heiligen Land und überall Gottes Frieden!
Nähere Informationen zu den Berichten aus dem Heiligen Land finden Sie hier: Situation der Franziskaner in der Grabeskirche in Jerusalem, Pater Simeon aus der Abtei Dormitio und Medieninformation der Salvatorianerinnen zur Entwicklung im Heiligen Land.