ESSEN Die Jesuiten Lutz Müller SJ und Ludger Hillebrand SJ wollen künftig mit bis zu acht Flüchtlingen unter einem Dach leben. Zu diesem Zweck begleiten Sie seit September die Umbauarbeiten im ehemaligen Pfarrhaus in Essen-Frohnhausen, wie katholisch.de berichtet.
"Willkommenskommunität" ist der technische Ausdruck für das, was sich die Patres Lutz Müller und Ludger Hillebrand überlegt haben. Heißt: Die beiden Jesuiten wollen künftig gemeinsam mit bis zu acht Flüchtlingen unter einem Dach leben. Allerdings war es nicht ganz einfach, so ein Dach überhaupt zu finden. Unterstützt wurden sie bei ihrer Suche vom Bistum Essen und dessen Bischof Franz-Josef Overbeck. "Für die Stadt Essen und unser gesamtes Bistum ist eine solche Gemeinschaft eine enorme Bereicherung", warb er bereits vor Monaten für das Projekt.
Schließlich wurden die Jesuiten fündig. Das Dach, unter dem sie nun bald wohnen werden, gehört zum ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde St. Elisabeth in Essen-Frohnhausen. Es wurde bisher nur noch in Teilen genutzt, enthielt das Gemeindebüro sowie zwei Arbeitszimmer. Die werden nun ins Nachbarhaus umziehen.
Der 54-jährige Jesuit Lutz Müller kennt sich aus mit sozialen Projekten. Die vergangenen sechs Jahre leitete er die "Offene Tür" in Mannheim, eine Einrichtung für psychologische, soziale und seelsorgerliche Beratung. Sein Mitbruder Ludger Hillebrand war seit 2008 für den Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Berlin tätig und arbeitete seit 2009 als Seelsorger im Abschiebungsgewahrsam. Dort feierte er etwa mit vorwiegend muslimischen Abschiebungshäftlingen Gottesdienste oder vermittelte ihnen Anwälte.
Nun leben beide bereits seit September in Essen und begleiten den Umbau des neuen Flüchtlingshauses, das großzügig angelegt sein wird. Vorgesehen ist eine Wohnfläche von 250 Quadratmetern auf zwei Stockwerken. Die acht Flüchtlinge erhalten dabei jeweils Einzelzimmer. Hinzu kommen Badezimmer, Küche und Aufenthaltsraum. Den beiden Jesuiten stehen zusätzlich noch einmal 100 Quadratmeter auf einem weiteren Stockwerk zur Verfügung.
Ziel der Ordensmänner ist es, den Flüchtlingen bei der Eingliederung in die Gesellschaft zu helfen. Dazu gehöre es, den Alltag miteinander zu bestreiten und zum Beispiel gemeinsam zu essen, zu putzen oder einzukaufen, sagt Müller. Es gehe aber auch um das Leben in einer pluralen Gesellschaft, das Erlernen der deutschen Sprache oder die – in Deutschland oft komplizierten – Behördengänge und Dokumente. Zudem würde man die Flüchtlinge bei der Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen unterstützen, wenn es soweit ist.
Noch ist es einige Monate hin, bis die ersten Flüchtlinge das Haus beziehen können. Einen Namen hat es aber schon vor der Fertigstellung bekommen: "Abuna-Frans-Haus". "Abuna" ist das arabische Wort für "Pater". Frans steht für den Vorname des niederländischen Jesuiten Frans van der Lugt. Der Ordensmann hatte sein Leben dem Dialog der Religionen gewidmet und zuletzt im syrischen Homs ein Begegnungszentrum für Christen und Muslime geleitet. Am 7. April 2014 wurde er vor der Ordensniederlassung von einem Mitglied der terroristischen al-Nusra-Front erschossen.
(katholisch.de / DOK)