Die Deutsche Bischofskonferenz mit ihrer Arbeitsstelle für Frauenseelsorge und dem Bereich Pastoral sowie die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) veranstalten in Kooperation mit den katholischen Frauenverbänden KDFB und kfd vom 27. bis 28. September 2019 in Siegburg eine Tagung, die sich erstmals ausdrücklich mit dem Thema Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden befasst. Die Tagung, die von der internationalen Initiative „Voices of Faith“ unterstützt wird, versteht sich als Teil eines Prozesses, in dem Raum für Erfahrungen, Zeugnisse und Expertisen eröffnet und erste Perspektiven für Aufarbeitung, Ahndung und Prävention entwickelt werden sollen.
Anliegen der Veranstaltung, die von Frauen für Frauen organisiert wurde, ist, Frauen zu hören und ihnen Gehör zu verschaffen. Im Februar 2019 hat sich Papst Franziskus erstmal öffentlich zum psychischen, geistlichen und sexuellen Missbrauch von Ordensfrauen durch Kleriker und Ordensobere auf der ganzen Welt geäußert. Das ganze Ausmaß ist bislang kaum im Blick. Dies gilt auch für die Verstrickung von Frauen als (Mit-)Täterinnen und Mitwisserinnen. 125 Frauen, darunter Betroffene, Seelsorgerinnen, Theologinnen und Verantwortliche aus den Diözesen, Ordensgemeinschaften, Frauenverbänden und anderen kirchlichen Einrichtungen haben sich für die Tagung angemeldet.
Sr. Dr. Katharina Kluitmann OSF, Vorsitzende und Präventionsbeauftragte der DOK, sieht in der Tagung einen wichtigen Schritt, um im Gespräch mit Betroffenen und Expertinnen Licht in das Dunkelfeld des geistlichen und sexuellen Missbrauchs an erwachsenen Frauen in der Kirche zu bringen. „Anders als beim sexuellen Missbrauch Minderjähriger suchen wir, was Aufdeckung, Aufklärung, Ahndung und Prävention von Gewalt gegen Frauen in Kirche und Orden angeht, ja noch nach konkreten Wegen und adäquaten Strukturen“, so Sr. Dr. Katharina Kluitmann.
„Wir stehen in der Pflicht“, betont Dr. Aurica Jax, Leiterin der Arbeitsstelle für Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, „die Sensibilität für weibliche, erwachsene Opfer zu erhöhen sowie Theologie und Seelsorge mit den Betroffenen weiterzuentwickeln. Weder die Breite des Spektrums der Gewalttaten, die auch geistlichen Missbrauch einschließen, darf dabei ein Tabu sein noch der Blick auf die Tatsache, dass auch Frauen Täterinnen und Mitwisserinnen waren und sind“. Die Ergebnisse der Tagung sollen dazu dienen, Strukturen zur Aufarbeitung zu entwickeln.