Mehr als 200 Ordensoberinnen und -obere vom 9. bis 11. Juni 2013 in Vallendar bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) — Studienteil fragt nach Möglichkeiten geweihten Lebens unter den Bedingungen einer postmodernen Gesellschaft — Schwester Regina Pröls OSF zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt — Bekenntnis zu Prävention von sexuellem Missbrauch — Aufarbeitung der Situation in Heimen der Behindertenhilfe und Psychiatrie 1949 bis 1975 befürwortet.
Von Sonntag 9. bis Dienstag 11. Juni kamen über 200 Oberinnen und Obere von Ordensgemeinschaften in Deutschland zur Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz in Vallendar bei Koblenz zusammen.
Studienteil der Tagung: „Jetztzeit der Orden“
Im Studienteil der Tagung fragten die versammelten Ordensleute nach den Möglichkeiten geweihten Lebens unter den Bedingungen einer postmodernen Gesellschaft. In einem Grundsatzreferat erläuterte der Dominikaner Ulrich Engel, Direktor des „Institut M.-Dominique Chenu — Espaces Berlin“ die gesellschaftlich-soziologischen Herausforderungen mit denen Ordensleben der „Jetztzeit“ sich auseinanderzusetzen hat.
Engel erinnerte daran, dass die Postmoderne durch Verlust von Orientierung bietenden Rückgriffen auf Vergangenheit und Tradition und ebenso durch Verzicht auf sinnstiftende Zukunftsutopien gekennzeichnet sei. Beide erwiesen sich für den Menschen der Postmoderne als nicht plausibel.
In einer Zeit, die zugleich von Angst vor Wandel wie von Angst vor Erstarrung geprägt sei, seien religiöse Praktiken in die Freiheit des Einzelnen gegeben. Die „letzte Entscheidungsmacht“ liege bei den „Nutzern“ von religiösen Angeboten, nicht bei den „Anbietern“.
Ordensleben erweise sich somit in der Postmoderne als eine „institutionell schwache“ Existenz, die ihren Ort von anderen her definiere. Da ein solches Ordensleben aus konkreten Situationen heraus lebe und agiere sei es notwendigerweise kreativ. Es habe sich als machtlos und von Gottes Gnade abhängig zu begreifen und müsse jenseits institutioneller Grenzen ein „Wagnis des Ungeplanten“ eingehen.
Nachwahlen in den DOK-Vorstand
Im Rahmen der Tagung fand am Montag eine Nachwahl in den erweiterten Vorstand der DOK statt. Zur neuen stellvertretenden Vorsitzenden der DOK wurde Schwester Regina Pröls OSF gewählt, die Generaloberin der Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen. In den erweiterten Vorstand wurden Pater Josef Grünner SDB, Provinzial der Salesianer Don Boscos, Schwester Hildegard Schreier MC, Generalleiterin der Missionarinnen Christi und Abtpräses Jeremias Schröder OSB gewählt. Auf dem Programm stand auch die Wiederwahl von Generalsekretärin Schwester Walburga M. Scheibel OSF. Sie wurde einstimmig im Amt bestätigt.
Sexueller Missbrauch Minderjähriger und Heimerziehung in den 50er bis 70er Jahren
Die DOK-Vollversammlung unterstrich die Notwendigkeit eines fortgesetzten Engagements in aktiver Präventionsarbeit gegen sexuellen Missbrauch wie sie von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Runden Tisch empfohlen wurde. Die Mitgliederversammlung befürwortete weiterhin die Aufarbeitung der Situation in Heimen der Behindertenhilfe und Psychiatrie in den Jahren 1949 — 1975. Der Vorsitzende, Abt Hermann Josef stellte dazu fest: „Hier muss mit derselben Ernsthaftigkeit verfahren werden, wie bei Betroffenen aus den Kinder- und Jugendheimen. Für Kinder und Jugendliche aus dem Bereich Behindertenhilfe und Psychiatrie, denen Unrecht geschehen ist, sollten vergleichbare Regelungen gefunden werden.“
Gäste der Tagung in Vallendar waren der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset und seitens der Deutschen Bischofskonferenz der Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers sowie der Vorsitzende der Konferenz diözesaner Ordensreferenten Prälat Dr. Bertram Meier und für die Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute Vorstandsmitglied Pater Ludwig Güthlein.