Ordensgemeinschaften haben in der Öffentlichkeit oftmals ein positives Image. Ordensleute pflegten einen Lebensstil, bei dem die „Work-Life-Balance“, das Gleichgewicht von Arbeit und Entspannung stimme, so eine landläufige Ansicht. Zum positiven Bild gehört auch, dass Orden nachhaltig wirtschafteten, biologisch wertvolle Produkte erzeugten und Qualität vor Quantität setzten. Dies sind ohne Zweifel Klischees, die mit der Wirklichkeit nicht immer übereinstimmen. Dennoch setzt die klösterliche Tradition schon immer auf eine gute Ausgewogenheit in der Hinwendung zu Gott, den Mitmenschen, zu den übrigen Geschöpfen und den einzelnen Dingen. Wie Selbst- und Fremdwahrnehmung, Selbstdarstellung und Fremderwartung sich zueinander verhalten, versucht dieses Heft zu beleuchten. Die Soziologin Isabelle Jonveaux untersucht vor allem in Österreich, welche gesellschaftlichen Erwartungen an Klöster heute gerichtet werden und identifiziert fünf Haupttypen, die Interesse am klösterlichen Leben haben. Um Klosterprodukte und -produktion geht es in den Aufsätzen von Martin Erdmann, der so etwas wie eine „Theologie klösterlicher Waren“ vorstellt, Ameli Uhlig, die sich mit der landwirtschaftlichen Produktion in Klöstern beschäftigt, und P. Justinus Pech OCist, der die Vermarktung von Klosterprodukten im Lichte der Benediktsregel erörtert. P. Maurus Runge OSB bricht eine kritisch reflektierte Lanze für einen bewussten Einsatz von Sozialen Medien in der Kommunikation mit der Welt. Fr. Meinrad Bolz setzt sich mit seiner eigenen Berufung als Augustiner Chorherr ohne Priesteramt innerhalb seines Priesterordens auseinander – Selbst- und Fremderwartung stoßen mitunter auf engem Raum aufeinander. Sein jetziges Leben in der Großstadt beschreibt und reflektiert der emeritierte Abt von Kloster Neuburg, Franziskus Heereman OSB. Seine „Frankfurter Erfahrungen“ sind eine neue Art der Selbstwahrnehmung.
Wie sehr Kunst und Literatur einen spannungsreichen Impuls für das eigene Ordensleben bieten können, verdeutlicht die Auseinandersetzung von Sr. Igna Kramp CJ mit dem Buch „Silence“ des Japaners Shūsaku Endō. Gisela Fleckenstein OFS wendet sich dem Film „Geschichte einer Nonne“ zu, der vor genau 60 Jahren in die Kinos kam. Ihr historischer Aufriss, den wir in dieser und der kommenden Ausgabe der Ordenskorrespondenz veröffentlichen, ist ein weiteres sprechendes Beispiel, wie Außen- und Selbstwahrnehmung von Ordensleben miteinander korrespondieren.
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