Ordensgemeinschaften in Deutschland

Steinbildhauen und benediktinisch leben in der Abtei Münsterschwarzach

Stein als Lehrmeister fürs Leben - Ähnlich wie im Chorgebet der Mönche entsteht auch beim Steinbildhauen eine besondere Form von Meditation...

"Wer Steine bearbeitet, wagt sich an Widerstände heran. Im monotonen Rhythmus des Hammerschlages kommt der Mensch in eine tiefere Ruhe und Stille. Am Material Stein erdet sich der Geist. Der Mensch klopft an Millionen von Jahren, an seinen Urgrund auf dem er steht." So erzählt Thomas Reuter aus dem fränkischen Winterhausen über die handwerkliche Arbeit mit der Urmaterie Stein. Der freiberufliche Bildhauer und Steinmetzmeister leitet zusammen mit Pater Meinrad Dufner OSB und Bruder Zacharias Heyes OSB einen einwöchigen Kurs im Steinbildhauen in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Das Rahmenthema lautete: In der Mitte schlägt das Herz.,

Das Kloster ist ein idealer Ort für eine solche Arbeit. Schon in der Tradition der Bauhütten des Mittelalters wirkten handwerkliche, gestaltende und spirituelle Kräfte zusammen. Damals entstanden die Kathedralen. Auch der Neuaufbau des Klosters Münsterschwarzach wurde über viele Jahre von einer eigenen Bauhütte getragen. Die Werkstätten stehen noch heute und die Idee vom "Beten und Arbeiten" ist nach wie vor Grundlage benediktinischen Lebens.

Ähnlich wie im Chorgebet der Mönche entsteht auch beim Steinbildhauen eine besondere Form von Meditation. Im gemeinsamen Tun bildet sich ein rhythmischer Gleichklang heraus. Die anderen tragen mit, auch wenn es für den einen oder anderen mal schwer und mühselig wird. Der Ort des Geschehens ist voller Konzentration und Innigkeit. Nach der benediktinischen Tradition des Stundenschlaggebets unterbrechen die Teilnehmer ihre Arbeit jeweils zur vollen Stunde für eine kurze Zeit der Stille und des Gebets.

Kreativität und Schöpfergeist wollen sich entfalten in der Arbeit mit dem Stein. So bekamen die Kursteilnehmer gebrochene Sandsteine als Aufgabe. Sie fangen einfach an, das was ist, zu bearbeiten. Früher oder später kommt ein Gespür für das, was "drin" ist. Es ist wie eine Art Zwiegespräch zwischen dem was außen ist und dem was innen ist. Auch wenn es mal schief geht und den eigenen Vorstellungen zuwider: ein Ab-Bruch ist kein Beinbruch. Vielmehr will etwas anderes, neues und ungeplantes entstehen.

Das handwerkliche Steinbildhauen will in die heutige Baukultur wohl nicht mehr so recht hineinpassen. Wo Effizienz mit Zeit und Geld geboten ist, erscheint die Arbeit am Stein mit Hammer und Meisel unwirtschaftlich. Am Ende des Kurses jedoch sind sich alle einig, dass die Arbeit mit Hammer und Meißel für die Persönlichkeit höchst wirtschaftlich ist.

(Br. Richard M. Kuchenbuch OSB)

Weitere Informationen auf der Internetseite der Abtei Münsterschwarzach.