Ordensgemeinschaften in Deutschland

Tag des offenen Denkmals - Inaktive Klöster in Deutschland

Anlässlich des offenen Denkmals widmet sich orden.de gezielt inaktiven Klöstern in Deutschland.

      

Jedes Jahr im Herbst öffnen sich in Deutschland am „Tag des offenen Denkmals“ Türen zu besonderen Denkmälern. Angesichts der Corona-Pandemie müssen die Türen dieses Jahr allerdings geschlossen bleiben, die eintägige Veranstaltung findet am 13. September auf virtuellem Wege statt.

Anlässlich des Tags des offenen Denkmals widmet sich orden.de gezielt inaktiven Klöstern in Deutschland, denn auch hier hat die hiesige Klosterlandschaft jenseits der lebendigen Klöster einiges zu bieten. Das Jahr 1803 war dabei eine Zäsur für das monastische Leben in Deutschland. Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 schuf die juristischen Grundlagen für die Aufhebung der Klöster und Stifte, bzw. deren Säkularisation. Einige dieser Klöster bergen bis in unsere Zeit historische und spirituelle Schätze. Auch heute wird ihre reiche Geschichte in Form von Museen, Veranstaltungen oder Tourismusangeboten auf ihrem Gelände weitervermittelt.

Zu den bekanntesten Beispielen zählt in Deutschland sicherlich das auf dem UNESCO-Welterbe „Klosterinsel Reichenau“ beheimatete Benediktinerkloster Reichenau. Dieses Kloster wurde im Jahr 724 von dem Wanderbischof Pirmin als das Kloster auf der "reichen Au" gegründet. Die Benediktinerabtei entwickelte sich zwischen 800 und 1100 zu einem geistigen und kulturellen Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. Heute ist es vor allem für seine Wand- und Buchmalereien bekannt.

Das als Kloster des Jahres 2019 ausgezeichnete Kloster Maulbronn aus dem 12. Jahrhundert gilt als besterhaltene mittelalterliche Klosteranlage der Zisterzienser nördlich der Alpen. Architektur und Kulturlandschaft der Zisterzienser sind nahezu unverfälscht sichtbar; viele Gründe, die 1993 dazu führten, das Kloster in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufzunehmen. Kloster Maulbronn birgt die ersten Bauten der Gotik in Deutschland. Neben seiner besonderen Architekturgeschichte verbergen sich in dem Kloster noch weitere Schätze, wie z.B. die Hochaltarreliefs oder die Stiftungstafel. Das Kloster Maulbronn prägte aber nicht nur die Architektur, sondern auch die Kulinarik: Angeblich erfand ein findiger Mönch namens Bruder Jakob hier die Maultaschen, um Fleisch während der Fastenzeit vor Gott und seinen Mitbrüdern zu verbergen und so vor dem Verderben zu bewahren.

Im Rheingau befindet sich das 1136 gegründete Zisterzienserkloster Eberbach, das nicht nur für „neun Jahrhunderte Weinkultur“ berühmt, sondern auch als eine der ältesten und bedeutendsten Zisterzen in Deutschland bekannt ist. Wenn hier heute - sieht man von der baulichen Anlage selbst ab - nur noch wenige Überbleibsel des künstlerischen Wirkens der Zisterzienser in Eberbach zu besichtigen sind, so sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass die Netzwerke der Klöster des Ordens über Jahrhunderte hinweg Kristallisationspunkte eines regen Kunst- und Kulturaustausches waren. Das Kloster kann vor allem Filmliebhabern aber auch in einem ganz anderen Kontext bekannt vorkommen: Denn es war Drehort des Filmes „Der Name der Rose“ von Umberto Eco.

Seit 1991 ist auch das Benediktinerkloster Lorsch UNESCO-Welterbe. Es wurde 764 gegründet und war bis zum hohen Mittelalter zunächst als Königs- und später als Reichskloster ein Macht-, Geistes- und Kulturzentrum. Berühmtheit erlangte die Abtei durch ihr Skriptorium und ihre umfangreiche Bibliothek, die als eine der größten und bedeutendsten des Mittelalters gilt. Auch in der Medizin war das Kloster ein wichtiger Pionier: Das Lorscher Arzneibuch aus dem Ende des 8. Jahrhunderts ist die älteste erhaltene medizinisch-pharmazeutische Handschrift nachantiker Zeit. Außerdem war es die Ruhestätte der letzten ostfränkischen Könige aus dem karolingischen Geschlecht. Dem Nibelungenlied zufolge ist das Kloster auch die Grablege Siegfrieds.

Das Kloster Dalheim ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift bei Lichtenau. 1429 besiedelten Augustiner-Chorherren den Ort, der einst ein Frauenkloster war. In den folgenden Jahren wurde das Kloster vollständig neu gebaut: Westlich der alten Anlage im Tal wurden eine neue Kirche und großzügige Konventgebäude errichtet. Das Kloster galt als das geistliche und wirtschaftliche Zentrum der Region. Große Teile der spätgotischen Kernanlage sind heute noch erhalten, wie z.B. die freigelegte Deckenmalerei in der Apsis der Kirche. Seine Blütezeit erlebt das Kloster im Barock. Diese Phase, in der der repräsentative Ehrenhof, die großzügigen Wirtschaftsbauten und die umfangreichen Gartenanlagen entstanden, prägt bis heute maßgeblich das Erscheinungsbild Dalheims.