Ordensgemeinschaften in Deutschland

Träger sozialer Einrichtungen aus dem Ordenskontext lehnen Suizidbeihilfe in Einrichtungen ab

Positionierung zu einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020

Ein Bündnis katholischer Träger sozialer Einrichtungen lehnt Beihilfe zum Suizid in seinen Krankenhäusern und Altenheimen ab. In einer am 23. Juni in Koblenz veröffentlichten Erklärung mit dem Titel "An der Seite des Lebens" heißt es, als Christ vertraue man darauf, dass jedes menschliche Leben in jeder Phase von Gott gewollt und angenommen sei. "Aus dieser Überzeugung erwächst uns die Verpflichtung, menschliches Leben in seinem unbedingten Wert zu schützen". Deshalb lehnen es die Träger in ihrer Erklärung auch grundsätzlich ab, dass Ärzte oder Mitarbeiter aus den Bereichen Pflege, Betreuung und Begleitung in ihren Einrichtungen Beihilfe zum Suizid leisten oder bei der Vorbereitung eines Suizids helfen. Andere Organisationen oder Personen, die Suizidbeihilfe anbieten, sollen das in den Einrichtungen der Träger ebenfalls nicht dürfen. 

Die Erklärung ist von 13 katholischen Trägern unterzeichnet, die eigenen Angaben zufolge 634 Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen mit rund 90.000 Mitarbeitern in Deutschland vertreten. Neben weiteren Trägern haben aus dem Ordenskontext unterzeichnet:

  • Alexianer GmbH,
  • Barmherzige Brüder Trier GgmbH
  • Dernbacher Gruppe
  • Katharina Kasper Holding GmbH
  • Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz
  • Marienhaus Stiftung
  • Malteser
  • St. Augustinus Gruppe

Hintergrund der Erklärung ist, dass das Bundesverfassungsgericht mit einem Urteil vom 26. Februar 2020 ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben formuliert und sich dabei auf die Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen bezogen hatte. Der Zusammenschluss katholischer Träger kritisiert das Urteil. Während bisher der Schutz des Lebens in allen seinen Phasen absolute Priorität gehabt habe, räume das Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil nun der Freiheit des Einzelnen, seinem Leben ein Ende zu setzen, Priorität ein. Damit vollzieht sich nach Einschätzung der Träger ein Paradigmenwechsel von einer Kultur der Solidarität und Sorge um den Mitmenschen hin zu einer Kultur, die die Autonomie des Einzelnen zum bestimmenden Merkmal macht. Suizidbeihilfe setze aber den Schutz des Lebens von besonders verletzlichen Menschen aufs Spiel. Die Möglichkeit einer assistierten Selbsttötung könne Druck auf alte und kranke Menschen ausüben, "ihrem Leben unter für sie und ihre Angehörigen schwierigen und belastenden Lebensumständen ein Ende zu setzen". Anstatt Suizidbeihilfe zu unterstützen, appelliert das Bündnis, Suizidprävention und Palliativversorgung auszubauen.

Das Positionspapier steht auf den Internetseiten der jeweiligen Träger zum Download zur Verfügung, hier der Link zum Dokument auf der Seite der Marienhaus Stiftung.