Ordensgemeinschaften in Deutschland

Zisterzienserorden - Die weißen Mönche

Geschichte des benediktinischen Reformordens kennenlernen - Klöster und Museen laden auch in der Urlaubszeit zum Besuch ein

Während viele Urlauber in den freien Wochen des Jahres das Weite suchen, gibt es auch in der Heimat vieles zu entdecken. So lädt die Geschichte des Zisterzienserordens dazu ein, ihre spannende und abwechslunsgreiche Entwicklung kennenzulernen. Klöster öffnen dafür ihre Pforten und spezielle Museen bringen die Historie näher.

Klosterstift St. Marienthal
Das älteste Frauenkloster des Zisterzienserordens ist das Klosterstift St. Marienthal in Ostritz, welches seit 1234 ununterbrochen besteht. Durch einen Brand im Jahre 1683 wurde die ursprünglich gotische Kirche völlig zerstört und von einem Wiederaufbau im Barockstil ersetzt. Seit 1859 strahlt die Kirche im Nazarener Stil und lädt zur Teilnahme am Gottesdienst oder Chorgebet ein.

Einen besonderen Besuch ist auch die mit ihrer Rokokoausstattung gezierte Kreuz- und Michaeliskapelle wert. Ein überlebensgroßer realistisch gestalteter Kruzifixus (um 1515) inmitten eines Strahlenkranzes beherrscht den Raum, in dem außer dem Michaelsaltar alles auf dieses Kreuz ausgerichtet ist. Zudem befindet sich in der Kapelle die Gruft der Sängerin Henriette Sonntag (* 03.01.1806, + 1854), deren Stimme zu Lebzeiten auch Ludwig van Beethoven, Hoffmann von Fallersleben und Johann Wolfgang Goethe begeisterte.

Seit mehreren Jahren bieten die Ordensfrauen ihren Besuchern auch ein umfangreiches weltliches Angebot an. Dieses reicht von Fastenwochen über Wohlfühlwochen mit Yoga bis hin zu Wochenendkursen zur Entspannung. Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten befinden sich in den stiftseigenen Gästehäusern.

Abtei Marienstatt
Einen Besuch wert ist auch die Abtei Marienstatt im Westerwald. In der dortigen Klosterkirche (mehr als 200 Jahre Bauzeit) befindet sich eines der ältesten Chorgestühle Deutschlands. 1290 wurde es errichtet und wird immer noch regelmäßig für das Chorgebet der Mönche genutzt. Besonders die Abtsstalle fällt mir ihren reichen Schnitzereien auf, die einen Pelikan zeigen, der seine Jungen mit seinem Blut nährt: ein Bild für Christus und seine Jünger, ein Symbol für den Abt und die Gemeinschaft der Brüder.

Zusammen mit dem Oberweseler Goldaltar und dem Klarenaltar im Kölner Dom gehört das im Hochchor der Klosterkirche stehende Retabel zu den bedeutendsten mittelalterlichen Flügelaltären des Rheinlands. Mit einer Breite von 5 Metern und einer Höhe von 2,30 Metern macht der Schrein einen imponierenden Eindruck, der durch die reiche Gliederung und die Feinheit der Figuren erhöht wird.

Kloster Walkenried
Mehr über die Geschichte und das Leben und Wirken der Zisterzienser erfährt man im Zisterziensermuseum Kloster Walkenried. Seit 2006 begeben sich Besucher dort auf eine Zeitreise durch die vollständig erhaltenen Klausurgebäude aus dem 13. Jahrhundert und tauchen akustisch und visuell in das Mittelalter ein. In der sinnlich und kreativ gestalteten Ausstellung, die mit dem historischen Ort eine architektonische Einheit bildet, folgen die Besucher auf drei Ebenen verschiedenen inhaltlichen Strängen: Sie begegnen Persönlichkeiten, die für Walkenried und das Mittelalter bedeutsam waren. Ein "Zeitstrahl" sich verändernder Klostermodelle verdeutlicht in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung den baulichen und personellen Werdegang des Klosters. "Tagesrhythmen" lassen die Besucher am eigenen Leib erfahren, was kompromisslose Unterordnung unter einen geistlich bestimmten Rhythmus bedeutet. Auch für neugierige Kinder eignet sich das Museum, die geheimnisvolle Orte kennenlernen und durch entdeckendes Lernen und sinnliche Wahrnehmung herausgefordert werden. Für Gruppen ab 15 Personen bietet das Museum auch Klosterführungen an, die unter Kerzenschein einen besonderen Charakter haben.

Traditionsreiche Geschichte seit dem 11. Jahrhundert
Die Geschichte der Zisterzienser geht zurück bis in das 11. Jahrhundert. Damals verlor das Benediktinertum seine Authentizität und in vielen Klöstern erwachte die Sehnsucht, mehr nach den Idealen der Armut und Einfachheit, der Einsamkeit und des Einsiedlertums zu leben. Die Folge daraus war, dass sich aus dem Benediktinerorden mehrere Reformorden entwickelten, unter denen sich auch die späteren Zisterzienser befanden.

Im Jahre 1098 wurde das Stammkloster der Zisterzienser im burgundischen Citeaux gegründet. 21 Mönche waren zuvor mit ihrem Abt Robert aus dem Kloster Molesme gezogen und wollten in echter Armut, Einfachheit und Einheit leben. Rein äußerlich unterschieden sie sich von ihren bisherigen Ordensbrüdern dadurch, dass sie nicht mehr die schwarzen Kutten der Benediktiner trugen, sondern in weißer Ordenstracht gekleidet waren. Der Legende nach erhielt der damalige Prior Alberich aus den Händen der Gottesmutter Maria das weiße Ordensgewand, wodurch der Name der "weißen" Mönche entstand. Während die Brüder ihr Kloster anfangs nur "Neukloster" nannten, entwickelte sich später aus dem Ortsnamen Citeaux, lateinisch Cistercium, der Name Zisterzienser. 1119 erkannte auch Papst Kalixt II. den Orden offiziell an. Der Beitritt von Bernhard von Clairvaux im Jahre 1111 war für den jungen Orden ein prägender Schritt. Er bewog unzählige Männer dazu, ein Leben in der Nachfolge des armen Christus zu folgen und gründete 68 Klöster.

Die kommenden Jahrhunderte brachten den Zisterziensern viele Kämpfe um die Ideale der Gründer, zunehmende Disziplinlosigkeit und fallende Mitgliederzahlen. Als Folge aus der französischen Revolution und der Säkularisation in Deutschland kam es zu unzähligen Auflösungen von Zisterzen.

Heute besteht der Orden aus 14 Kongregationen mit weltweiten Niederlassungen und zählt rund 1300 Mönche sowie 1100 Nonnen.