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Hör doch mal zu!
Diesen Satz möchte ich als Pädagoge hin und wieder einem meiner Schützlinge ganz gerne – mehr oder weniger laut – zurufen. Hört doch mal zu! Dann wäre doch vieles um so viel einfacher. Meine Jugendlichen signalisieren mir jedoch immer wieder mal in diesen Situationen: Texte mich doch nicht schon wieder zu! Lass mich doch in Ruhe mit Deinen, Dir so wichtigen und heiligen Dingen, die wir nicht verstehen und die uns „scheißegal“ sind. Achtung, aufgepasst! Dies ist ein klassisches Beispiel für ein Kommunikationsproblem wie sie auch in unserem kirchlichen Kontext immer wieder vorkommen.
Hör doch bitte mal zu! Dies ist der Aufruf an unsere Kirche, mit dem sich die Synode die ersten Tage sehr intensiv und konstruktiv beschäftigt hat. Nicht ganz einfach, angesichts einer unglaublichen Sprachenvielfalt. Nicht ganz einfach, bei den vielen kulturellen und sozialen Unterschieden in unserer Welt. Nicht ganz einfach, bei dem schwierigen Prozess des Hörens: Spricht jemand auf der Beziehungsebene oder ist sein Beitrag eine Aufforderung? Spricht er über ein Faktum oder sagt er mir gerade etwas über sich selber? Auch die Synodenteilnehmer spürten diese Herausforderung.
Diese ersten Tage der Synode waren ein „kreatives“ Ringen um die Zeichen der Zeit, die gerade durch die jungen Menschen mit ihren Themen und Fragen heute zum Ausdruck gebracht werden. Sie waren ein Bewusstwerden dieser großen Herausforderung, vorurteilsfrei, ohne vorgefertigte Ideologien, Meinungen und Interpretationsraster zuzuhören. Sie waren eine Phase des Lernens, des Einübens einer Haltung des Hörens. Dies bleibt eine Aufgabe für die Zukunft.
Mit der zweiten Woche hat nun die nächste Phase begonnen. Die Phase der Unterscheidung, des Ordnens und der Herausarbeitung zentraler Themen und Fragen. Jetzt wird es spannend! Eine Sorge dürfen wir jedoch haben: War eine Woche des Zuhörens genug?
In den Kommentaren und Texten der „Circuli minori“ ist aber auch zu spüren, dass diese erste Phase ein Ergebnis gebracht hat. Es ist deutlich geworden, wie schwierig die Haltung des Hörens ist. Es ist bewusst geworden, dass alles, was am Ende dieser Synode stehen wird, ein erster Schritt sein wird, ein erster Schritt in eine Zukunft, in die hinein immer wieder Gottes Wort gerade durch die jungen Menschen spricht. Eine Zukunft, die nur durch wirkliches „Hinhören“ zu gewinnen ist.
Hör doch mal zu! Dies dürfen wir zuallererst zu uns selbst sagen, alle miteinander. Vielleicht hat dann das Reich Gottes heute eine größere Chance anzukommen. Erinnern wir uns daran. Vielleicht hilft der Zettel an meinem Bildschirm ja etwas. J
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