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Wohin geht es in der Synode? Die Halbzeit ist geschafft. In sehr ungestörter Atmosphäre arbeiten, diskutieren und hören die Synodenteilnehmer*innen aufeinander, auf die Welt und insbesondere auf die jungen Menschen. Aber was soll / was kann am Ende stehen?
Diese Frage beschäftigt zur Halbzeit sowohl die Teilnehmer*innen der Synode als auch die Beobachter*innen. Für die konkrete Wirklichkeit unserer Zeit ein Dokument zu formulieren, dass eine Antwort auf die sehr unterschiedlichen Fragen und Sichtweisen - auch und gerade von jungen Menschen – bietet, scheint angesichts der Vielfältigkeit unserer Welt eine nahezu unlösbare Aufgabe. Dies kann man erspüren, wenn man zum Beispiel die Kommentare in verschiedenen Sprachen auf der vatikanischen Nachrichtenseite www.vaticannews.va (Deutsch/Englisch/Italienisch/Spanisch…) liest.
Ist die Vertiefung in Grundlagendebatten die Lösung? Das Nachdenken über Freiheit, Anthropologie, Berufungstheologie, um allgemeingültigessagen zu können? Ich weiß es nicht. Kann die Kirche in der Grundlagenreflexion über diese Fragen den Weg zurück zu den jungen Menschen finden? Wird das Schlussdokument der Synode nicht doch wieder einen beachtlichen Teil von deduktiver Theologie enthalten? Ich hoffe, dem wird nicht so sein.
In unserem salesianischen Charima ist einer der zentralen Begriffe die „Assistenz“. Wir sollen bei den jungen Menschen sein, mit ihnen das konkrete Leben teilen und ihnen hierbei zum Gesprächsparter und Vorbild werden. Nur wenn wir mit und für sie leben kann eine Beziehung entstehen, aus der heraus wir miteinander – jung und alt – ins wirklich gelingende Leben hineinwachsen können.
Ich erhoffe mir, dass der Impuls aus der Synode in die Praxis, in das Konkrete gehen wird. Dass -zumindest in unserem Kulturkreis - wir als Kirche neu Mut bekommen, das Leben mit den jungen Menschen zu teilen. Ist es nicht traurig, dass es in keinem Bereich der kategorialen Seelsorge unserer Kirche in Deutschland so viele offene und unbesetzte Stellen gibt, wie in der Jugendseelsorge?
Die Angst vor den jungen Menschen, der Fremdheit ihrer Welt, werden wir nicht theoretisch lösen, sondern nur im Miteinanderleben. Wir müssen als Kirche neu lernen, die liebende Gegenwart Gottes in den manchmal fremden Lebensentwürfen junger Menschen zu sehen. Wir müssen neu lernen, die Stimme Gottes in ihren Fragen und Anfragen, in ihren Worten und Antworten auf die heutigen Herausforderungen herauszuhören.
Als Ordensleute dürfen wir hier ruhig die Regel des Heiligen Benedikt anklingen hören, in der auf die jüngsten in der Gemeinschaft besonders gehört werden soll. Leben wir diese alte Erfahrung der besonderen Gegenwart Gottes unter den jungen Menschen nicht nur theoretisch, sondern konkret praktisch!
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