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Es braucht Mut aus dem Bekannten heraus einen Schritt ins noch Unbekannte zu tun. Tagtäglich erlebe ich dies in der Arbeit mit den jungen Menschen, auch in der geistlichen Begleitung von jungen Menschen in der Berufungspastoral. Lernen können wir hierzu einiges aus der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern. Ausgehend von einer Symbiose mit der Mutter entdecken sie Schritt für Schritt neugierig die Welt, gestärkt von den Eltern und der Familie. Wenn Kinder aus verschiedenen Gründen diese Entwicklungsschritte nicht tun, haben sie oft in ihrem Leben Schwierigkeiten und brauchen Unterstützung.
Voller Neugierde auf die Ergebnisse dieser Synode und gleichzeitig in Sorge, ob sie den hohen und so unterschiedlichen Erwartungen überhaupt gerechten werden können, sehe ich dieses Bild als eine große Hilfe. Ich hoffe, dass diese Synode zuallererst ein Schritt in unsere Welt ist. Dass sie der Kirche ihre kindliche Neugierde zurückgibt, die sie und uns offen macht, die heutige und zukünftige Welt hoffnungsvoll und nicht sorgenvoll anzuschauen. Denn wir sind von Gott selbst begleitet. Er steht uns zur Seite wie gute Eltern ihren Kindern zur Seite stehen, die sich deshalb voll Freude in das Abenteuer des Lebens stürzen dürfen.
Die Unbelastetheit der Jugend, ihr Optimismus, das ihr eigene Vertrauen in die eigene Kraft dürfen wir theologisch als Ausdruck von Gottes zukunftsschaffender Wirkmacht deuten. Gott verzweifelt nicht an uns Menschen, sondern er vertraut und baut auf uns. Er traut sich heute, seine Kirche einen Schritt weiter zu führen. Einen Schritt weiter in die Zukunft, nämlich zu den jungen Menschen und ihren Themen.
So darf ungeachtet der vielen konkreten Maßnahmen, Veränderungen und zukunftsweisenden Gedanken, die sich hoffentlich im Abschlussdokument finden werden, der größte Erfolg in dem gemeinsamen dialogischen Unterwegssein von Bischöfen, Fachleuten und jungen Menschen gesehen werden. Der gestrige gemeinsame Pilgerweg in Wanderschuhen und mit leichtem Gepäck am Ende der Synode scheint mir hier von prophetischer Symbolik.
Trauen wir uns, die kommenden Ergebnisse nicht zuerst kritisch zu bewerten und mit Abstand zu diskutieren, sondern uns einzulassen auf die Dynamik des Hörens, Unterscheidens und Wählens, die vorläufig bleibt und doch konkret ist. Trauen wir uns, loszugehen und das scheinbar Sichere aufzugeben, um im Heute zu leben, getragen von der Botschaft des kommenden Reiches Gottes. Trauen wir uns, der Versuchung zu widerstehen, die Synode nicht als ersten Schritt zu sehen, sondern als Zielpunkt.
Trauen wir uns, wie das biblische Bild des Schlussdokuments es anregt, mit Jesus nach Emmaus zu gehen!
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