Ordensgemeinschaften in Deutschland

Das diakonische Engagement auf den Philippinen als Ort der Gottesbegegnung

Diakonisches Familienapostolat - Teil III

Die Philippinen stehen in diesem Jahr im Fokus des Sonntags der Weltmission, der am 23. Oktober begangen wird. „… denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7) lautet das Motto der diesjährigen Kampagne zum Sonntag der Weltmission, der weltweit größten Solidaritätsaktion der Katholiken. Dabei fällt auf: Gerade Ordensleute prägen mit ihrem diakonischen Einsatz das Gesicht der Kirche auf dem südpazifischen Insel-Archipel. Im aktuellen Heft 3/2016 unserer Zeitschrift Ordenskorrespondenz berichtet  der Missionswissenschaftler Prof. DDr. Klaus Vellguth von missio in Aachen über die Situation der Kirche auf den Philippinen. In Vorbereitung auf den Weltmissionssonntag veröffentlichen wir Teile des Artikels auch hier auf orden.de.

Diakonisches Familienapostolat

Der Druck, der auf den Familien in den Philippinen lastet, ist immens. Um den Familien zu helfen, engagiert sich die Kirche auf den Philippinen für die wirtschaftliche Entwicklung und eine Überwindung der Armut in dem südostasiatischen Land. In ihrem im Jahr 2014 veröffentlichten Fastenhirtenbrief „Armut, die entwürdigt – Armut, die heiligt“ CBCP, Poverty that Dehumanizes, Poverty that Sanctifies. CBCP Lenten Message 2014, Manila 2014. Vgl. Dazu auch CBCP, Proclaim the Message, in Season and out of Season. A Pastoral statement of the CBCP on Certain Social Issues of Today, Manila 2013. wenden sich die Bischöfe gegen die wirtschaftliche Ausgrenzung weiter Teile der Bevölkerung und stellen sich an die Seite der in Not geratenen Familien. Auch die zahlreichen auf dem Inselarchipel tätigen Ordensgemeinschaften haben der Armut auf den Philippinen den Kampf angesagt und haben, oft von den Katholiken in Deutschland und dem Missionswerk missio unterstützt, Projekte initiiert, um gerade in Not geratenen Familien Wege aus der Armut zu bahnen.

Auf dem öffentlichen Friedhof „Lorega“ im Herzen von Cebu haben sich 500 Familien angesiedelt, die nirgendwo eine Bleibe fanden. Die meisten Frauen und Männer sind arbeitslos und leben von Gelegenheitsarbeiten. Die dort entstandene Friedhofssiedlung gehört zu den ärmsten Vierteln der Stadt, viele der dort wohnenden Familien sind von Alkoholismus, Drogenmissbrauch, häuslicher Gewalt, Kriminalität, Menschenhandel sowie von sexueller und wirtschaftlicher Ausbeutung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen betroffen. Um den Friedhofs-Familien von Cebu eine Perspektive anzubieten, hat Pater Max Abalos zusammen mit den Familien von Lorega die „Action for Nurturing Children and Environment Inc.“ gegründet. Diese Initiative trägt dazu bei, die Ernährungssituation der Kinder zu verbessern und ihre Rechte zu stärken. Darüber hinaus hilft Pater Max Abalos den notleidenden Familien dabei, Wege aus dem Teufelskreis der Armut zu bahnen. Um die Familien zu stärken, hat Pater Max Abaldos in Lorega auch Kleine Christliche Gemeinschaften ins Leben gerufen. In diesen Nachbarschaftsgruppen treffen sich die Friedhofs-Familien zur Bibellektüre und zum gemeinsamen Gebet. Gegenseitig unterstützen sich die Mitglieder der Gemeinschaften und helfen anderen Familien, die in Not geraten sind.

Beispielhaft für das sozialpastoral ausgerichtete Familienapostolat der Kirche auf den Philippinen ist die Arbeit der Missionsbenediktinerin Cecille Ido. In Malate, einem ärmlichen Stadtteil von Manila, stranden viele Familien, die sich keine Unterkunft leisten können. Hier sind bereits viele Kinder obdachlos und kämpfen als Müllsammler oder Gelegenheitsarbeiter für sich und ihre Familien ums Überleben. Um diesen Familien beizustehen, hat Schwester Cecille Ido das Kriseninterventionszentrum „Tuluyan“ gegründet. In diesem Zentrum finden Kinder, Jugendliche und Familien, die auf der Straße leben, zunächst einmal eine sichere Unterkunft. Zusammen mit ihrer Kongregation und mit finanzieller Unterstützung von missio bietet Schwester Cecille Ido für die Familienmitglieder unterschiedliche Therapieangebote an und vermittelt Ausbildungsstellen. Die Ordensschwester hilft den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien, eine Arbeitsstelle sowie eine reguläre Unterkunft zu finden.

Auf Mindanao, der zweitgrößten Insel im Süden des Landes, belasten soziale Spannungen das Zusammenleben der Bevölkerung. Stabilisierende Familienstrukturen brechen auseinander, Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit, Kriminalität und Gewalt nehmen zu. Muslime engagieren sich gerade auch in der Region um Zamboanga City für einen autonomen muslimischen Staat. Immer wieder kommt es zu religiös-fundamentalistischer Gewalt. Die Silsilah-Bewegung auf Mindanao wendet sich mit ihrem christlich-muslimischen „Silpeace-Programm“ an junge Menschen und bietet ganzjährig Workshops an, um jungen Christen und Muslimen Werte wie Frieden und Solidarität zu vermitteln. Christliche und muslimische Jugendliche erleben im Rahmen mehrtägiger Jugendlager bzw. Jugend-Dialogseminare, dass sie vieles verbindet und dass sie sich gemeinsam für die Verbesserung der sozialen Situation auf den Philippinen einsetzen können.

Sonntag der Weltmission

Viele Gesichter hat das beeindruckende soziale Engagement der Christen auf den Philippinen für Familien in Not. Es reicht vom Einsatz der Benediktinerin Stella Matutina gegen Ausbeutung von Rohstoffen und Umweltzerstörung über die Solidarität von Pater Max Abados für die Friedhofs-Familien über das PREDA-Engagement von Pater Shay Cullen für Mädchen und Frauen in Not sowie dem Einsatz von Schwester Cecille Ido für Straßenkinder und obdachlose Familien bis hin zum interreligiösen Dialog- und Friedensengagement der Silsilah-Bewegung auf Mindanao. Papst Franziskus ermutigte die Familien auf den Philippinen im Rahmen seines Besuchs im Januar 2015 dazu, gegen die Armut „Netzwerke der Solidarität“ zu bilden. In der Kampagne zum Sonntag der Weltmission 2016, der am 23. Oktober begangen wird, stellt missio das diakonisch geprägte Familienapostolat der Kirche auf den Philippinen vor und zeigt auf, wie Christen in Deutschland die Familien auf den Philippinen in ihrem beeindruckenden Engagement gegen soziale Ausgrenzung und Armut unterstützen können. Die Kampagne knüpft mit ihrem Slogan „… denn sie werden Barmherzigkeit finden“ (Mt 5,7) an das von Papst Franziskus als Heiliges Jahr ausgerufene „Jubiläum der Barmherzigkeit“ an und zeigt, wie Barmherzigkeit im diakonischen Einsatz der Christen auf den Philippinen jeweils ein Gesicht bekommt.