Die Philippinen stehen in diesem Jahr im Fokus des Sonntags der Weltmission, der am 23. Oktober begangen wird. „… denn sie werden Erbarmen finden“ (Mt 5,7) lautet das Motto der diesjährigen Kampagne zum Sonntag der Weltmission, der weltweit größten Solidaritätsaktion der Katholiken. Dabei fällt auf: Gerade Ordensleute prägen mit ihrem diakonischen Einsatz das Gesicht der Kirche auf dem südpazifischen Insel-Archipel. Im aktuellen Heft 3/2016 unserer Zeitschrift Ordenskorrespondenz berichtet der Missionswissenschaftler Prof. DDr. Klaus Vellguth von missio in Aachen über die Situation der Kirche auf den Philippinen. In Vorbereitung auf den Weltmissionssonntag veröffentlichen wir Teile des Artikels auch hier auf orden.de.
Vor einem Jahr erst wurde der Benediktinerin Stella Matutina der Menschenrechtspreis der Stadt Weimar verliehen. Die philippinische Ordensfrau kämpft seit Jahren gegen den radikalen Ausverkauf der Bodenschätze in ihrer Heimat Mindanao, der zweitgrößten Insel der Philippinen. Seit 1995 drängen ausländische Konzerne auf die Philippinen, um die dort lagernden Bodenschätze auszubeuten. Auf 800 Milliarden Dollar wird der Wert der Bodenschätze taxiert, die dort lagern: Vor allem sind es Gold, Silber, Kupfer, Zink und Nickel. Dabei gehen die Konzerne rücksichtslos vor und vertreiben die Bevölkerung, wenn sie ihren Schürfplänen im Wege steht. Der Kampf von Schwester Stella begann damit, dass sich im Jahr 2008 eine verzweifelte Dorfbewohnerin bei ihr meldete und davon erzählte, dass Bulldozer damit begonnen hätten, das Dorf zu zerstören und die Bewohner zu vertreiben. Die heute 48-jährige Ordensschwester stellte sich auf die Seite der Dorfbewohner und forderte die Einstellung des Bergbaus, der brutal über den Lebensraum der Bevölkerung hinweg geht und ökologisch ruinierte bzw. verseuchte Regionen zurück lässt. Die Umweltschäden als Erbe des Goldabbaus werden den Dorfbewohnern von Mindanao vererbt, nachdem die ausländischen Konzerne ihre Gewinne eingestrichen und das Land längst wieder verlassen haben.
Mit ihrem Kampf gegen die Ausbeutung der Böden, die Vertreibung der Dorfbewohner und die Zerstörung der Natur schaffte Schwester Stella Matutina sich schnell Feinde. Die Ordensfrau wurde von ihren Gegnern als Kommunistin und als fortschrittsfeindlich beschimpft. Eines Nachts drangen Soldaten in ihr Haus und hielten der Ordensfrau einen Gewehrlauf ins Gesicht. „Sollen wir sie gefangen nehmen oder exekutieren“, erkundigte sich einer der Soldaten bei seinem Vorgesetzten. Doch selbst von solchen traumatischen Erfahrungen ließ Schwester Stella Matutina sich nicht mundtot machen: „Je mehr sie versuchen, mich zu bedrohen, desto leidenschaftlicher werde ich“, blickt die Ordensfrau auf Zeiten der Bedrohung zurück. Unermüdlich setzt sie sich dafür ein, dass die Bodenschätze von Mindanao nicht ausländische Konzerne bereichern, sondern zum Lebensunterhalt der Bewohner von Mindanao und zur Entwicklung der Region beitragen.
Kampf gegen sexuelle Ausbeutung und Prostitution
Ebenso (bereits im Jahr 2002) mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden ist der irische Pater Shay Cullen, der bereits seit 1969 als Missionar der irischen Missionsgesellschaft St. Columban auf den Philippinen tätig ist. Zunächst einmal wirkte er in Olongapo in unmittelbarer Nähe eines amerikanischen Militärstützpunktes. Hautnah erlebte er dort das Schicksal von Frauen und Mädchen, die von amerikanischen Soldaten als Prostituierte missbraucht wurden. Im Jahr 1974 gründete Shay Cullen die Organisation PREDA, die der Ausbeutung von Kindern und Frauen den Kampf angesagt hat. PREDA unterhält in der Hauptstadt Manila, aber auch in Olongapo und Zambales Wohnheime für Straßenkinder und missbrauchte, misshandelte bzw. straffällig gewordene Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in ihren Familien leben können. In den von PREDA gegründeten Zentren finden die familiär entwurzelten Mädchen und Frauen ein neues Zuhause. Bekannt geworden ist PREDA u.a. durch den Einsatz für sexuell ausgebeutete Mädchen und Frauen sowie durch seine therapeutischen Angebote, um Frauen Wege aus der Prostitution zu bahnen. Die Medien berichteten über Shay Cullen, da er zahlreicher Menschenrechtsverletzungen, Korruptionsfälle und die Existenz von Kinderhändlerringen öffentlich anprangerte.
Missionsgeschichte als Ordensgeschichte
Doch nicht erst in der Gegenwart sind es Ordensleute wie Stella Matutina oder Shay Cullen, die der Kirche auf den Philippinen ein Gesicht geben. Auch in der Geschichte der Philippinen haben Ordensleute die Geschicke des Landes maßgeblich geprägt. Wenn heute mehr als hundert Millionen Filipinos auf den 7.107 Inseln der Republik Philippinen, des bevölkerungsreichsten Landes Südostasiens und zwölftgrößten Staates der Welt, leben und sich 81 Prozent von ihnen zum Katholizismus bekennen Neun Prozent der Bevölkerung sind Muslime, daneben konnten im Rahmen der letzten Volkszählung im Jahr 2000 rund fünf Prozent Protestanten sowie vier Prozent Anhänger pentekostaler Kirchen gezählt werden, deren Einfluss auch auf den Philippinen in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist., so ist dies maßgeblich auf das Engagement der Ordensgemeinschaften zurückzuführen. Vor 450 Jahren begann die Geschichte des Christentums auf den Philippinen, nachdem die Spanier den Archipel im Jahre 1571 unter ihre koloniale Verwaltung gestellt hatten. Eine systematische Christianisierung des Inselstaates folgte gegen Ende des 16. Jahrhunderts: Die Spanier hatten beschlossen, ihre südostasiatische Kolonie zu christianisieren, um den Einfluss des aus dem Süden vordringenden Islam einzudämmen. Im Jahr 1579 wurde die (spätere Erz-) Diözese Manila errichtet. Spanische und mexikanische Missionare, vor allem Franziskaner (1577), Jesuiten (1583) und Dominikaner (1587), kamen ins Land. Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Philippinen (mit Ausnahme weniger Regionen im Süden der Philippinen) weitgehend christianisiert. Nach der spanischen Kolonialzeit (1565 – 1898) und dem spanisch-amerikanischen Krieg folgte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges die amerikanische Kolonialzeit. Im Jahr 1946 erlangten die Philippinen schließlich als Präsidialrepublik die Unabhängigkeit. Nachdem im Jahr 1986 der Diktator Marcos auch mit Hilfe der Kirche gestürzt werden konnte, entwickelte sich auf den Philippinen eine demokratische Gesellschaft. Neun Prozent der Bevölkerung sind Muslime, daneben konnten im Rahmen der letzten Volkszählung im Jahr 2000 rund fünf Prozent Protestanten sowie vier Prozent Anhänger pentekostaler Kirchen gezählt werden, deren Einfluss auch auf den Philippinen in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist. Der Inselstaat ist heute der einzige mehrheitlich christlich geprägte Staat in Asien.