Mit einem Appell zu gegenseitiger Offenheit und zum aktiven Dialog zwischen Jugendlichen und Ordensleuten ist am Mittwoch, 10. Juni, die viertägige Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) zu Ende gegangen. Jugendliche und rund 220 Ordensoberinnen und -obere sind unter dem Motto „Jugend und Orden – Impulse zum Dialog“ gemeinsam der Frage nachgegangen, wie Ordensleute und heutige Jugendliche mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten einander besser begegnen können. „Wir Ordensleute haben viel Erfahrung in der Jugendarbeit. Aber es ist an der Zeit, daneben neu aufeinander zu zugehen“, sagt Abt Hermann-Josef Kugler O.Praem., Vorsitzender der DOK. „Unsere Ordensfrauen und -männer sind eingeladen, nach den Lebenswelten der Jugendlichen und ihrer Weltwahrnehmung zu fragen und von ihren Erfahrungen zu lernen.“ Andererseits – so der Abt – könnten die Klöster den jungen Leuten Sinn- und Glaubensoasen in einer Welt anbieten, die immer mehr aus den Fugen zu geraten scheine. „Wir wünschen uns einen Dialog in dem wir uns gegenseitig von unserem Glauben und unseren Lebensformen erzählen.“
Dr. Bernd Hillebrand, Hochschulpfarrer in Tübingen, wies in einem Referat darauf hin, dass das Leben von Jugendlichen in Deutschland heute durch bewusste und individuelle Entscheidungen geprägt sei. Dies sei auch im Hinblick auf das Kennenlernen von Orden, ihrer Spiritualität und ihrem Handeln in der Gesellschaft relevant. Dazu sei es gut, wenn das spezifische Profil eines Ordens klar erkennbar sei. Die Orden stünden vor der Herausforderung, ihre Gründer wieder stärker „in eine Aktualität und Relevanz zur Zeit zu stellen“. Die Zukunft der Orden hänge davon ab, inwiefern es gelinge, „Anschluss an die Zeit mit ihren je anderen Bedürfnissen (z.B. Individualität) zu finden“. Auch im Hinblick auf das Gemeinschaftsleben sei es sinnvoll, von der jungen Generation zu lernen, „ihre Charismen zu entdecken und sie in ein Beziehungsverhältnis zum Gründungsauftrag des Ordens zu stellen“.
Am Montag war João Kardinal Braz de Aviz, Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens (Ordenskongregation) anlässlich des Jahrs der Orden Gast der DOK-Mitgliederversammlung. Er rief die Orden zu einer Erneuerung ihres Gemeinschaftslebens und des Miteinanders auf. Damit dies gelinge brauche es in allen Lebensaltern eine stetige geistliche (Fort-)Bildung der Persönlichkeit. Braz de Aviz rief die Orden dazu auf, an die Ränder der Gesellschaft zu gehen und im Sinne von Papst Franziskus mit den Armen zu teilen.
Aus der vatikanischen Ordenskongregation berichtete er, man beobachte vielfältige Neuaufbrüche von Ordensleben, in denen man den Geist Gottes am Werk sehe. In verschiedenen neuen geistlichen Bewegungen gebe es z.B. Versuche, auch für Familien Formen von „geweihtem Leben“ zu ermöglichen. Worin das Spezifische solcher neuer Formen von Ordensleben liege, sei Gegenstand aktuellen Nachdenkens auch in der Kongregation.
Die DOK-Mitgliederversammlung hat sich wie in den vergangen Jahren erneut auch mit der Prävention von sexuellem Missbrauch Minderjähriger beschäftigt. Höhere Obere verschiedener Gemeinschaften berichteten über Erfahrungen und Praxis in der Umsetzung.
Die Deutsche Ordensobernkonferenz gehört zu den Trägern eines für den Herbst 2015 geplanten ökumenischen Pilgerwegs für Klimagerechtigkeit. Anlass dieser Aktion ist die UN-Klimakonferenz im Dezember 2015 in Paris. Ordensleute werden mitpilgern. Auf der Mitgliederversammlung entstand zudem die Initiative, für die einzelnen Streckenabschnitte des Pilgerwegs Gebetspatenschaften zu übernehmen. Welche Ordensgemeinschaft an welchem Tag für das Anliegen betet, wird unter www.klimapilgern.de bekanntgegeben.
Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) vertritt die Interessen der Ordensgemeinschaften in Deutschland mit rund 17.500 Ordensfrauen und knapp 4.400 Ordensmännern.