„Du Gott des Lebens, erbarme dich unser!“
Wenn ich in diesen Tagen die Bilder sehe, die uns aus der Ukraine erreichen, bleibt mir jedes Wort im Hals stecken. Geschockt und fassungslos müssen wir in Westeuropa zur Kenntnis nehmen, dass unsere Vorstellungen vom Ende des Kalten Krieges und den Möglichkeiten gewaltfreier Konfliktlösungen anscheinend eine Illusion waren. Wieder werden Menschen auf dem Altar nationalistischen Größenwahns geopfert; die Rhetorik ist spätestens seit dem 1. Sept. 1939 bekannt.
Haben wir es nicht kommen sehen? Haben wir uns die Anzeichen einer langfristigen Strategie des russischen Präsidenten in den letzten Jahren schöngeredet? Mit fällt die trojanische Königstochter Kassandra ein. Auch heute würde sie wohl sagen: „Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte nicht recht gehabt.“ Denn: Krieg kennt nur Verlierer*innen.
Auf einer Solidaritäts-Demo haben wir junge Frauen und Männer aus der Ukraine und aus Russland getroffen, die in ihrem Schmerz und ihrer Verzweiflung vereint waren. Gegenseitig sprachen sie sich auch durch ihre Tränen Trost zu. Und in ihren kurzen Statements kam zum Ausdruck, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben wollen, die Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben in Frieden und Gerechtigkeit.
Diese Hoffnung teilen wir im Blick auf Jesus Christus und bringen sie in unserem Beten zum Ausdruck:
„Du Gott des Lebens, erbarme dich unser!“