Gelebte Beziehung
Alle 10 Jahre besuchen viele Menschen von nah und fern einen kleinen Ort in Bayern, dieser Ort heißt Oberammergau. 1633, als die Pest überall in Europa wütete und auch diesen Ortheimgesucht hatte, machten die Oberammergauer das Gelübde, dass sie alle 10 Jahre die Passion Christi nachspielen würden, wenn sie in Zukunft von der Pest verschont blieben. Es wird berichtet, dass seitdem niemand mehr an dieser Krankheit starb. Bis heute wird das Gelübde eingehalten.
Die Passionsspiele erinnern an Jesus Christus, der als Sohn Gottes für uns Menschen in die Welt gekommen ist. Durch sein Leiden und Sterben und schließlich durch seine Auferstehung hat er die Menschheit erlöst.
Sich Erinnern bringt etwas wieder aktuell ins Gedächtnis, Vergangenes wird lebendig in die eigene Gegenwart hineingeholt. Wenn wir in unseren Erinnerungen an jemanden denken, der physisch nicht anwesend ist, bauen wir Brücken durch Raum und Zeit. Das Gedenken schafft eine innere Weise von Gegenwart. So ist es auch mit Jesus Christus, Gottes menschgewordenen Sohn. Gott bewirkt im Innern des Glaubenden, dass er den Worten und dem Wirken Jesu unmittelbar begegnen kann, hier und heute, ganz persönlich. Immer dort, wo sich Menschen an Jesus erinnern und seiner gedenken, wird er dadurch gegenwärtig, lebendig, ja wirksam.
Die Erinnerung und das Gedenken an Jesus Christus ist keine religiöse Denkmalpflege, sondern Verjetzigung. Die gelebte Beziehung mit Jesus Christus wirkt sich auf das Heute aus, sie hinterlässt Spuren im Reden und im Tun, sie schenkt Hoffnung auf Erlösung. Hierzu braucht es freilich nicht das gewaltige Schauspiel in Oberammergau zu sein, um die eigene Beziehung zu Jesus Christus pflegen zu können. Der Besuch eines Gottesdienstes, das Entzünden einer Kerze oder das Lesen und Hören der Heiligen Schrift sind ebenso Möglichkeiten, sich an Jesus Christus zu erinnern und das eigene Leben auf ihn hin auszurichten.
