Die Wellen und Wogen des Alltags
Was ist für Sie der Inbegriff von Urlaub? Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie an Ihre Ferien denken? Für mich ist es der erste Sprung ins Wasser des Starnberger Sees geworden: das herrliche Nass und die Sonne zu spüren, in der Ferne die Berge zu sehen und es einfach zu genießen, mich beim Schwimmen vom Wasser tragen zu lassen. Mit jedem Schwimmzug, mit dem ich mich vom Ufer entferne, entferne ich mich auch vom Alltag, von allem, was mich bedrängt und bedrückt, von allem, was mein Tun und Denken sonst ausmacht.
Ich genieße die Freiheit und überlasse mich dem Wasser, das mich trägt, auch wenn ich mich nur wenig bewege. Kleinere und größere Wellen helfen mir, entweder voranzukommenoder leisten mir Widerstand beim Schwimmen, driften mich auch schon mal etwas ab von meiner Richtung – so wie im „richtigen“ Leben. Diese Schwimmerfahrungen sind für mich ein schönes Symbol dafür, wie Gott mich trägt, wie ich mich auf ihn verlassen kann. Er lässt mich nicht untergehen in den Wellen und Wogen des alltäglichen Lebens.
Schwimmen und genießen sind auch zwei von sechs Tipps, die der hl. Thomas von Aquin in seiner kleinen Schrift „Gegen die Traurigkeit des Gemüts“ gibt, um die Lebensfreude wachsen zu lassen. Ein weiterer Tipp von ihm ist das Schlafen – für viele Menschen und auch für uns Ordensleute oft der Inbegriff von Ferien. Einmal unabhängig zu sein von Glocken oder Wecker, die mir sagen: „Steh auf! Es ist Zeit!“ Ähnlich wie mir das Schwimmen hilft, den Alltag loszulassen, so hilft auch das Schlafen, loszulassen und dadurch empfänglich zu werden.
Auch die anderen drei Tipps von Thomas von Aquin: Weinen, mit Freunden sprechen und beten sind hilfreiche Anregungen, um im Urlaub wieder die Lebensfreude zu steigern und froh und gestärkt in den Alltag zurückzukehren. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erholsame Urlaubszeit!