Ordensgemeinschaften in Deutschland

Solastalgie

Solastalgie. Von diesem Krankheitsbild las ich zum ersten Mal im Zusammenhang mit unserer Klimakrise. Solastalgie ist die Bezeichnung psychischer Belastung, wenn Liebgewordenes verloren geht, wenn massive Veränderungen das Zuhause, die Heimat erfahrbar gefährden. Ich merke Spuren davon in meinem Herzen: der weltweite Klimawandel geht unter die Haut. Millionen von Menschen bangen um ihre Existenz. Mich trifft aber auch unsere Situation: der ausbleibende Regen, das Verschwinden der Jahreszeiten, Tiere und Pflanzen, die lautlos sterben. Da ist Kummer über Vertrautes, das uns wie ein Eigentum erschien. Der Wunsch nach Heilung brennt tief in mir, und ich weiß: nur ein veränderter Lebensstil kann unserer Erde wieder Leben geben. Diesen Weg schaffen wir nur gemeinsam, in einem starken Wir, das die Solidarität mit allen Menschen lebt und der Erde Schutzraum gibt. 

Und die Kirche? Solastalgie auch hier? Für Viele ist sie längst kein Ort mehr, an dem Beheimatung und echte Gemeinschaft erfahrbar werden. Sie ist nicht mehr bergender Raum, in dem die Lebensängste kleiner werden und Hoffnung und Vertrauen Nahrung bekommen. 

Der begonnene synodale Weg greift wesentliche Fragen auf und will der erneuernden Kraft des Geistes GOTTES Tor und Tür öffnen. GOTT stirbt nicht und doch: auch er verschwindet. Schleichend. Ist er noch geglaubt in unseren Begegnungen? Sprechen wir ihm? Und wo bleibt die Erfahrung, die wir besingen:

Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht;
es hat Hoffnung und Zukunft gebracht;
es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis,
Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.

Ist es nicht unsere Aufgabe, in diesen großen Bedrängnissen selber Ort zu sein, an dem GOTT erfahrbar wird?

Mensch, Du bist nicht allein. 
Da ist Einer, der hat den Tod überwunden, 
da ist Einer, der an unserer Seite bleibt. 
Einer mit dem wir Wege finden ins Leben.
Und gesunden.

Über die Autorin

Sr. M. Scholastika Jurt ist Generalpriorin der Arenberger Dominikanerinnen.

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