Ordensgemeinschaften in Deutschland

Gespitzt – gestockt – gehämmert…

Wunden sind ein Thema – nicht nur im heutigen Evangelium. Wunden, Schmerz, Angst und Tod werden uns täglich vor Augen geführt in den Nachrichten, in den Medien, in Gesprächen, in denen wir betroffen um Worte ringen. Wunden, die die Corona Pandemie, der Ukraine-Krieg und viele Kriege weltweit geschlagen haben.

Was aber hat diese Überschrift, Fachbegriffe aus dem Steinmetzhandwerk, damit zu tun? 

Gespitzt, gestockt, gehämmert – Wunden in Stein geschlagen, fiel mir ein, als ich dem Steinmetz bei seiner Arbeit an unseren Ulrika-Stelen zuschaute. Schmerz und Schönheit zugleich.

Anfang Mai werden wir mit vielen Pilger*innen und mit Persönlichkeiten aus Kirche und Politik den neuen „Ulrikaweg“ einweihen. 

In sechs Etappen führt dieser 124 km lange Pilgerweg von der oberschwäbischen Heimat der seligen Schwester Ulrika Nisch bis zum Kloster Hegne am Bodensee, wo sie als Küchenschwester gelebt und gewirkt hat (www.ulrikaweg.de). An jedem Etappenziel steht eine je anders bearbeitete Stein-Stele: glatt, gespitzt, gestockt, gehämmert - Sinnbild für das, was jede und jeden von uns im Laufe des Lebens formt, gestaltet und auch verwundet, bis wir „so schön sind, dassGott selber nach uns verlangt“ (Irenäus von Lyon). Schwester Ulrika kannte dieses Behauen-werden durch Schmerzen, Armut und Krankheit. Schweigend, im Gebet und in dienender Liebe zu Gott und den Menschen reifte ihr Lebenhinein in die „gehämmerten“ und verklärten Wunden Jesu - alles „dem Heiland zulieb“. Liebe, die kein Maß kennt, formte und prägte ihr Leben.

Auch für den Apostel Thomas sind im heutigen Evangelium die Wunden des auferstandenen Jesus zum Ort der Gottesbegegnung geworden. „Hand-greiflich“ und von der Liebe Jesu ergriffen, erkannte und bekannte er: „Mein Herr und mein Gott“.

Möge auch der Ulrikaweg für viele Menschen ein Ort der Gottesbegegnung werden und Stärkung für den eigenen Weg, der trotz und mit allen (gespitzt, gestockt, gehämmerten…) Wunden immer in erfülltes Leben führt.

Über die Autorin

Sr. Benedicta-Maria Kramer ist Kreuzschwester, ehemalige Provinzoberin und Stiftungsvorstand der Stiftung Kloster Hegne

Zur Homepage des Klosters Hegne