Prüft alles
Am Jahresende verbrachte ich einige Wochen auf einer Nordseeinsel mit viel Zeit und Ruhe für Rückblicke und Ausblicke. Bei einem Spaziergang konnte ich beobachten, wie jemand im Schaufenster eines Juweliergeschäftes mit größter Sorgfalt die dort ausgestellte Ware abstaubte. Ein paar Straßen weiter türmte sich vor einem Haus eine Menge Sperrmüll - abholbereit.
Wenngleich der heilige Paulus sicher nicht zur Bewertung von Schmuckstücken oder zu möglichen Entrümpelungsaktionen einladen will, kam mir an diesem Morgen das Schriftwort in den Sinn: „Prüft alles, und behaltet das Gute“ (1 Thess 5,21).
Was gilt es sorgsam zu hüten und zu bewahren, und von welchen Dingen sollte ich mich besser trennen? Das entscheidende Kriterium dürfte sein: Was nützt und hilft es mir, wenn ich dieses oder jenes weggebe oder es mitnehme in das neue Jahr? Diese Frage betrifft nicht nur die materiellen Dinge, sondern viele andere, die auch zu unserem Leben gehören.
Manche Erfahrungen und Erlebnisse begleiten uns seit Jahren oder gar seit Jahrzehnten.
Die positiven Erlebnisse nähren die Lebensfreude und tragen dazu bei, den Alltag leichter zu bewältigen. Sie geben uns den nötigen Schwung, um Hindernisse besser überwinden zu können und schenken uns Kraft und Energie. Sie verdienen es, dankbar in Erinnerung bewahrt zu bleiben.
Wie aber gehen wir mit den negativen Erfahrungen um, die wir oft lange Zeit mit uns tragen: Verletzungen, Trauer, Schuld oder ungeklärte Beziehungen? Sie rauben uns Kraft undEnergie, wenn wir sie zu lange im Gepäck behalten und hindern uns daran, unbeschwert unser Leben zu gestalten. Statt sie zu hüten und zu bewahren und sie immer wieder anzuschauenund zu beklagen, könnte die Zeit dafür reif geworden sein, sie endlich loszulassen.
„Prüft alles, und behaltet das Gute“ kann auch meinen: Prüft alles, und lasst das Belastende los. Das fordert Mut, Entschiedenheit und oftmals sicher die Hilfe anderer, aber es lohnt sich, denn es befreit