Ordensgemeinschaften in Deutschland

Momente des Innehaltens

„Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern deinem Sohn entgegenzugehen …“

So heißt es im Tagesgebet des zweiten Adventssonntags! - Was ist jeden Tag zu tun; was steht an? – Adventsfeiern hier und dort, Advents- und Weihnachtsgrüße an Familie, Freund*innen und Menschen, die sich uns verbunden fühlen. Vielleicht Weihnachtseinkäufe für die Familie, die Freunde … Das Jahresende naht: Jahresabschlüsse in den Verwaltungen … - So viel Vorbereitung, da kann die innere Vorbereitung auf die Menschenwerdung schon mal auf der auf der Strecke bleiben.

Aber auch der Alltag mit seinen Sorgen und Befürchtungen ist nicht einfach weg! In diesem Jahr besonders der Ukrainekrieg und dessen wirtschaftliche Folgen. Er löst die Coronasorge der letzten Jahre nahtlos ab. Alle Leser*innen können diese Liste sicher erweitern. Sorgen und Befürchtungen besetzen, belasten und hintern IHM entgegenzugehen.

Im Evangelium des zweiten Adventes fordert Johannes der Täufer von seinen Höher*innen: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ (Mt 3,3). – Muss ich jetzt noch eines draufsetzen, um mich auf Weihnachten vorzubereiten? – Wenn ich noch eines draufsetze, dann bleibe ich bei aller Wegbereitung möglicherweise selbst auf der Strecke!

Wir können nicht einfach aus unserem Alltagsgeschäft aussteigen, klar. Aufgaben und Sorgen bleiben Aufgaben und Sorgen. Wir können bestenfalls darauf achten, dass wir nicht allzu viel annehmen. Ganz aussteigen, das geht so ohne weiteres nicht! Es geht darum, noch einmal etwas draufzusetzen, sondern darum, wahrzunehmen, was ist!

„Bereitet dem Herrn den Weg!“ – bedeutet nicht, alles einfach abzulegen; zu ignorieren, was mich alles besetzt. Es bedeutet, alles auf diesem Weg mitzunehmen, es einzubeziehen.

Letztlich geht es darum, Gott einen Weg in unseren Alltag hinein zu bahnen. Wie das geht? – Vielleicht ganz einfach: Momentes des Innehaltenswahrnehmen, wo ich Gott kurz hinhalten kann was ist, einSeufzen vielleicht, ein Stoßgebetes.

Dieser Moment ist ein Wahrnehmen dessen, was da ist, und es kurz vor Gott zur Sprache bringen! – So kann ich vielleicht die Bitte des Tagesgebetes „Lass nicht zu, dass irdische Aufgaben und Sorgen uns hindern deinem Sohn entgegenzugehen …“ verinnerlichen. – Gott will nicht in irgendeiner Sonderwelt, Menschwerden, sondern in meiner Welt so wie sie ist. Ich darf sie IHM zeigen!

Über den Autor

Bruder Konrad Schneermann ist Leiter der Brüdergemeinschaft der Canisianer, Münster.

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