Ordensgemeinschaften in Deutschland

Stille zwischendrin

Mehrmals im Jahr kommen Menschen in unser Kloster, um hier in einer Gruppe zu schweigen. Die Stille-Angebote für ein Wochenende oder sogar für zwei Tage mitten während der Woche, so wie vom vergangenen Montag bis Mittwoch, sind immer ausgebucht und mit Warteliste. „Stille zwischendrin“ heißen die Stille-Tage, die an Wochentagen stattfinden.

Stille einfach so, Schweigen, Stille zwischendrin! Ohne besonderen thematischen Input, nur mit einer kurzen Einführung eher organisatorischer Art, dem Angebot einer gemeinsamen Meditation am frühen Morgen und einem Austausch am Ende über gemachte Erfahrungen. Und mit viel Zeit und Raum für jede und jeden allein und der Einladung, wenig zu denken, aber viel zu spüren und mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Stille ist heutzutage etwas Kostbares, fast schon Luxus. Sich dem dauernden Geräuschpegel zu entziehen und schweigen zu dürfen, ist ein Geschenk für die Seele. Und anderen mein achtsames, liebevolles Schweigen zu gönnen, ist auch ein Geschenk.

Ab und zu brauche ich nicht verplante Zeit, muss ich mich aus dem Immer-erreichbar-Sein ausklinken können. Solche Unterbrechung, das einfache Da-Sein in Stille und Schweigen hilft, den Kontakt zu mir selbst nicht zu verlieren, das Schmerzhafte auszuhalten und zu durchleben und über das Schöne zu staunen. Solch ein Rückzug in die Stille hilft zu spüren, wer ich bin und wo ich bin, woher ich komme, wohin ich gehe und wohin ich gehöre.

Der Stille Raum geben, bedeutet, meiner Sehnsucht nach Leben auf die Spur kommen, sie spüren, sie atmen, sie da sein lassen und mich in ihr. Das lässt mich achtsamer werden, langsamer, leiser, liebevoller. Dann ahne ich etwas von dem Geheimnis, das ich bin und dem großen Geheimnis, das mich will und umgibt, dieses Geheimnis, dass wir Gott nennen. Da kann ich mein So-Sein Gott anvertrauen.

An den Menschen, die einfach nur für Stille in diesen geordneten, umfriedeten und zugleich offenen Raum unseres Klosters kommen, darf ich immer wieder erleben, dass sie aufgerichteter und ausgerichteter nach Hause fahren können. Solche Erfahrungen wünsche ich vielen Menschen, sei es im Raum eines Klosters, in der Natur, in einem Kirchenraum – überall dort, wo sich Stille erfahren lässt.

Über die Autorin

Sr. Maria Magdalena Hörter ist Ordensfrau in der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal.

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