Ordensgemeinschaften in Deutschland

Gottvertrauen trotz Gegenwind

Die hl. Teresa von Ávila war und bleibt eine Lehrerin des Weges der Vollkommenheit. Ihre Botschaft ist aktuell und kann uns in unserer unruhigen Zeit ermutigen. Ihr Gottvertrauen war im stürmischen Meer ihres Lebens ein fester Anker. Um nur ein Beispiel zu nennen:

Als die Auseinanderersetzungen um Teresas Gründungswerk, mit dem sie in den Gegensatz zwischen der Reformpolitik des Papstes und Philipps II. hineingeraten war, ihren Höhepunkt erreicht hatten, nannte sie der Päpstliche Nuntius, Felipe Sega, ein Verwandter des damaligen Papstes Gregors XIII., wenig schmeichelhaft: „Ein unruhiges, herumvagabundierendes, ungehorsames und verstocktes Weibsbild“ (Brief 269,3). Abgesehen davon, dass eine solche Aussage eines Nuntius für sie höchst gefährlich werden konnte, hat sie Teresa großen Schmerz zugefügt, die überzeugt war, zur Ehre Gottes und zur Ausbreitung der Kirche zu wirken.

Wie ging sie damit um? In einer Gebetsklage sagt sie es uns: „Du, Herr meiner Seele, dir hat vor den Frauen nicht gegraut, als du durch diese Welt zogst, im Gegenteil, du hast sie immer mit großem Mitgefühl bevorzugt, und hast bei ihnen genauso viel Liebe und mehr Glauben gefunden als bei den Männern […] Reicht es denn nicht, Herr, dass die Welt uns eingepfercht und für unfähig hält, in der Öffentlichkeit auch nur irgendetwas für dich zu tun, was etwas wert wäre, oder es nur zu wagen, ein paar Wahrheiten auszusprechen, über die wir im Verborgenen weinen, als dass du eine so gerechte Bitte von uns nicht erhörtest? Das glaube ich nicht, Herr, bei deiner Güte und Gerechtigkeit, denn du bist ein gerechter Richter, und nicht wie die Richter dieser Welt, für die, da sie Söhne Adams und schließlich lauter Männer sind, es keine Tugend einer Frau gibt, die sie nicht für verdächtig halten“ (Weg [CE] 4,1). Teresa hat einerseits die Politik der Mächtigen durchschaut, denen sie bestenfalls „Autoritätsprothesen“ und keine echte Autorität zubilligte (Leben 37,5), andererseits aber aufgrund ihrer „Freundschaft mit Gott“, was für sie inneres Beten ist, ein unerschütterliches Vertrauen auf den „Herrn meiner Seele“ gehabt. Wir verehren sie heute als Kirchenlehrerin und als eine der größten Frauen in der Kirche, der Nuntius aber hat Glück, denn er wird bis heute immer wieder erwähnt…

Über den Autor

P. Raoul Kiyangi ist Provinzial der Deutschen Provinz des Teresianischen Karmel.

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