Ins Licht schauen
Sie hat ins Licht geschaut und das auch anderen ermöglicht: Sr. Bernarda Heimgartner, unsere Ordensgründerin. Am 26. November 2022 feierten wir ihren 200. Geburtstag. Als gebürtige Schweizerin sah sie Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Vaterland die Not: Mädchen hatten kein Anrecht auf Schulbildung. Als der Kapuziner Theodosius Florentini einen Frauenorden für die Mädchenbildung gründen wollte, war Sr. Bernarda dazu sofort bereit. Zusammen mit zwei weiteren Gefährtinnen begann sie mit der Lehrerinnenausbildung. Auch als politische Umstürze sie zwangen, die Ausbildung abzubrechen, verlor sie den Blick zum Licht nie. Sie studierte mit ihren Gefährtinnen bei den Ursulinen in Freiburg i. Br. weiter. Dann gingen die drei Pionierinnen in das Elsass, um bei den Schwestern der göttlichen Vorsehung in Ribeauvillé ihr Noviziat zu machen. Beeinflusst wurden die drei jungen Frauen vom Gedankengut der katholischen Aufklärung. Wie bezeichnend: das englische Wort für Aufklärung heisst Enlightenment, Erleuchtung. Diese Erleuchtung ermöglichten die drei jungen Pionierinnen jungen Menschen durch Bildung. So konnten sie die im Menschen angelegten Fähigkeiten fördern. Die Mädchen hatten damit andere Chancen, als Erwachsene ihr Frausein zu leben. Ins Licht zu kommen. Abhängigkeiten zu entfliehen. Sich ein eigenständiges Urteil zu bilden.
Bildung war für die damalige katholische Welt etwas Bedrohliches. Mädchen sollten das Kochen lernen, Kinder bekommen und für die Frömmigkeit in der Familie besorgt sein. Anders Bernarda. Ihr Blick ins Licht gab ihr Kraft für ihren Dienst in der Schulbildung von Mädchen. Und Kraft, ein Lehrerinnenseminar für junge Frauen zu starten. Auch gegen alle Widerstände. Ihr Blick ins Licht ermöglichte vielen Kindern und jungen Frauen, durch Bildung zu entwickeln, was in ihnen steckte.
Heute legen wir Schwestern vom Hl. Kreuz in Europa Wert auf Glaubensbildung. Sr. Bernardas Blickrichtung zum Licht motiviert uns dabei.