Ordensgemeinschaften in Deutschland

Ja zum Weihbüschel

Lebendigkeit, Vielfalt und Ökologie sind längst nicht mehr ein Thema von gestern. Die Kirche könnte ein Weihbüschel sein.

An Mariä Himmelfahrt, dem Fest der leiblichen Aufnahme Mariä in den Himmel, suche ich eine Messe, wo es Weihbüschel gibt. Der Büschel aus verschiedenen Kräutern, je nach Tradition unterschiedlich in Art und Zahl und Bezeichnung, aber immer duftend und heilsam, ist mir wichtig.

Warum ist das so?

Zum einen wird an diesem Fest das leibliche – also nicht „nur“ das transzendente – Heil des Menschen gefeiert. Das habe ich eigentlich vom orthodoxen Mönchstheologen Gregorios Palamas gelernt. Seine Theologie dreht sich um die Verwandlung des menschlich-leiblichen Lebens durch das Gebet. Er hat eine Predigt zu diesem Fest gehalten, in der er begeistert darlegt, wie das Festgeheimnis die Realität leiblichen Heils wunderbar exemplifiziert. Diese Betonung gefällt mir. Weihbüschel sind zwar katholisch, nicht orthodox. Aber sie weisen in dieselbe Richtung. Sie haben denselben „Duft“.

Zum anderen macht’s die Mischung, wie eine Redewendung so schön sagt. Jesus hat zwar gelehrt, wir sollen auch Unkraut wachsen lassen, aber genau von dieser Praxis sind wir oft weit entfernt. Das gilt gegenüber anderen Meinungen, seien sie „progressiv“ oder „konservativ“, „mainstream-medial“ oder „esoterisch“. Es gilt aber auch für den Leib der Natur: engagiert im Namen des Lebens wurden mit Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln und anderen Monokultur-Techniken Lebewesen vernichtet. Dass es im ökologischen System langfristig nur „Nützlinge“ und aus menschlicher Sicht keine „Unkräuter“ gibt, wird jetzt überdeutlich. Deshalb ist der Weihbüschel nicht nur ein Symbol. Er ist die Realität duftender Natur in Vielfalt. Achtsam gesammelt und gebunden eine Mischung von blühenden Kräutern, die eine Weihe empfängt. Mir scheint das wirklich und wörtlich ein Zukunftsbild von Kirche zu sein – für das Land sowieso, aber auch für Städte. Auch Ordensleute sollen im Büschel sein. Maria als Mutter der Kirche geht uns voraus.

Über die Autorin

Sr. Britta Müller-Schauenburg ist Mitglied der Congregatio Jesu

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