Und wenn er kommt? – Dann laufen wir!
Ein Spiel aus Kindertagen geht mir nicht aus dem Sinn. Am Spielfeldrand steht der Fänger und fragt, wer Angst vor ihm habe. „Niemand“, kreischen die Kinder am anderen Rand des Feldes. Fragt der Fänger „Und wenn er kommt?“, brüllen sie „Dann laufen wir“ und rennen auf die andere Seite, im Versuch, von ihm nicht berührt zu werden.
So kommt mir gerade vieles in unserer Kirche vor. Angeblich hat niemand Angst. Aber dann laufen wir. Weg von dem, der kommt. Auf den wir angeblich warten im Advent.
Wir wissen um die Klimakrise – und wollen doch nicht an einen Jüngsten Tag glauben. Ob wir Angst haben vor dem, der da kommt?
Wir betonen den Glaubenssinn der Gläubigen. Dass der Geist durch sie spricht. Aber sie werden nicht gehört. Reihenweise halten es die Treusten der Treuen nicht mehr aus in der Kirche. Schulterzuckendes „Ihr Pech“ ist die Antwort. Denn würde man hinhören, wäre Veränderung angesagt und die macht Angst.
Die Begegnung mit Jesus im Tod – wie berührend, wenn jemand das erwartet! Doch wie viel Angst, wie viel Lebensverlängerung um jeden Preis.
Berührung mit Gott von Herz zu Herz –aus Angst verbrennt man die Mystiker*innen. Nicht mehr auf dem Scheiterhaufen, aber man macht sie mundtot und verbrennt sie durch abschätzige Urteile.
Mein Adventsvorsatz steht im Gotteslob, Nr. 233: „Wenn du kommst, hält uns nichts mehr zurück. Wir laufen voll Freude den Weg auf dich zu.“ Ja, es bringt alles durcheinander, denn dann „wird die Welt wieder neu“. Ich will mich einüben in diese Sehnsucht. In diesen Mut. Mögen die Weisen lächeln, die schlichte zarte Kraft des Evangeliums soll mir mehr wert sein als abgehobene Theologie. Ich will auf diesen Jesus blicken – und nicht schielen, was Rom dazu denkt. Ich will lernen, immer mehr auf der Seite der Bedrängten zu stehen. Mag das Gesetz sie und vielleicht auch mich verurteilen – das hat es mit Jesus auch getan.