Ordensgemeinschaften in Deutschland

Freistaat Sachsen kauft Bibliothek des Klosters Sankt Marienthal

Ein großer Teil der Werke bleibt als Leihgabe im Bibliothekssaal des Klosters.

Nach mehrjährigen Verhandlungen mit dem Zisterzienserinnenkloster Sankt Marienthal hat der Freistaat Sachsen dessen historisch bedeutsame Bibliothek erworben. Der Konvent an der Neiße-Grenze zu Polen erhielt dafür 5,5 Millionen Euro, wie die Sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) am 6. Dezember 2023 in Dresden bekannt gab. Nach ihren Angaben war der Kauf mit finanzieller Unterstützung der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung möglich, die dazu eine Million Euro beisteuerte.
Die Klosterbibliothek umfasst über 2.700 Werke aus dem 12. bis 19. Jahrhundert, darunter mittelalterliche Handschriften und Urkunden. Sie gingen mit dem Ankauf in das Eigentum der Sächsischen Landesbiblothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden über. Ein großer Teil der Werke bleibt als Leihgabe im barocken Bibliothekssaal des Klosters. Klepsch erklärte, die Bibliothek sei "ein Zeitzeugnis der christlichen Fundamente und eine herausragende Wegmarke der sächsischen Geschichte".
Das Kloster hatte mehrere Werke der Bibliothek, darunter die berühmte Prachthandschrift "Marienthaler Psalter", im vergangenen Jahr zunächst auf dem internationalen Kunstmarkt angeboten, um nach Angaben von Äbtissin Elisabeth Vaterodt einen drohenden finanziellen Ruin des seit 1234 ununterbrochen bestehenden Klosters zu vermeiden.
So hätten die Restaurierungsmaßnahmen nach dem Neiße-Hochwasser von 2010 trotz staatlicher Förderung dazu geführt, dass das Kloster fünf Millionen Euro selbst aufbringen musste, erklärte die Äbtissin zur Begründung. Überdies habe die Corona-Pandemie zu weitgehenden Einnahmeausfällen geführt. Zur Deckung dieser Kosten und zur Abgeltung von Krediten seien bereits die "Altersrücklagen" der meist alten Schwestern des Konvents verwendet worden.
Der Marienthaler Psalter ist eine nach Expertenangaben zu Beginn des 13. Jahrhunderts geschaffene und reich illustrierte Handschrift mit Texten der biblischen Psalmen. Kunstexperten kritisierten die Verkaufspläne scharf mit der Begründung, dass es ein Werk von europäischem Rang sei. Auch das
Kulturministerium betonte, es wäre ein "unersetzbarer Verlust", wenn vor allem der Psalter ins Ausland oder in Privatbesitz käme und dort nicht mehr öffentlich zugänglich wäre.Zusammen mit dem "Kapiteloffiziumsbuch" wird der Psalter bis zum 6. Januar 2024 in der Sächsischen Landesbibliothek ausgestellt. (mit Material von kna)