Ordensgemeinschaften in Deutschland

Gesamtausgabe Hildegards von Bingen wird ausgestellt

Das ehemalige Zisterzienserkloster Eberbach stellt bis zum 29. September die Gesamtausgabe Hildegards von Bingen, den „Rupertsberger Riesencodex“ im Abteimuseum aus…

ELTVILLE Die Gesamtausgabe der Schriften Hildegards von Bingen wird erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg öffentlich gezeigt. Der sonst unter Verschluss liegende, mehr als 800 Jahre alte "Rupertsberger Riesencodex" wird vom 25. August bis zum 29. September im Abteimuseum des ehemaligen Zisterzienserklosters Eberbach im Rheingau ausgestellt.

Der sogenannte "Riesencodex" ist das zentrale Vermächtnis Hildegards von Bingen (1098-1179). Der aus 481 Blättern bestehende 15 Kilogramm schwere Band enthält die Visionen der Äbtissin des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Rupertsberg bei Bingen am Rhein, ihre musikalischen Kompositionen, ihre sprachkundlichen Schriften, eine Sammlung von Evangelienauslegungen, knapp 300 Briefe und Hildegards Lebensbeschreibung durch die Mönche Gottfried und Theoderich.

Es ist nicht ganz sicher, ob der Codex noch zu Lebzeiten Hildegards oder kurz danach entstanden ist. Unbestritten ist hingegen, dass zumindest Teile davon mit ihrem Wissen und ihrer Billigung in Angriff genommen wurden. In einem arbeitsteiligen Prozess entwarfen fünf bis sechs verschiedene Schreiber ihres Klosters Rupertsberg bei Bingen mehrere Teilwerke, die später zu einem "Sammelband" zusammengeführt wurden.

Der Riesencodex wurde bis 1632 an seinem Entstehungsort, dem Binger Rupertsberg, aufbewahrt. Nach der Plünderung und Zerstörung des Klosters durch die Schweden gelangte der Codex mit dem Konvent in das Tochterkloster Eibingen auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Im Zuge der Säkularisierung erhielt 1814 die neu gegründete "Öffentliche Bibliothek" in Wiesbaden, der Hauptstadt des Herzogtums Nassau, den Codex.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Codex von der Bibliothek in das vermeintlich sichere Dresden ausgelagert. Gleich mehreren Glücksfällen ist es zu verdanken, dass der Riesencodex sichergestellt und im Frühjahr 1948 zurück in die Landesbibliothek gelangte, wo er seither wieder aufbewahrt wird.

Neben dem "Rupertsberger Riesencodex" werden in dem von Hildegard gegründeten Kloster Eberbach weitere Abschriften und Drucke von Werken Hildegards aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit gezeigt.

Weitere Informationen rund um die Ausstellung finden Sie auf der Homepage des Klosters Eberbach.