Sorge um Afrikamissionar Pater Hans-Joachim Lohre
Die katholische Kirche im westafrikanischen Mali hat das Verschwinden eines deutschen Ordensmannes in dem Krisenland bestätigt. Wie die nationale Bischofskonferenz am Dienstag mitteilte, wird P. Hans-Joachim Lohre WV seit Sonntagmorgen vermisst. Sein Auto sei in der Nähe eines Instituts in der Hauptstadt Bamako gefunden worden, und die Ermittler fanden später die abgetrennte Kreuz-Halskette des Priesters neben seinem Fahrzeug: „Die Tür des seines Wagens war offen und auf dem Boden waren Fußspuren, als hätte jemand gekämpft", so Dia Monique Pare vom Institut für christlich-islamische Bildung gegenüber der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides. Die Polizei gehe von einer Entführung aus, doch eine Lösegeldforderung oder ein Bekennerschreiben gebe es bislang nicht.
Der Missionar stammt aus Hövelhof in Ostwestfalen und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Mali. Dort setzt er sich vor allem für den Dialog zwischen Christen und Muslimen ein. Unter anderem organisierte er Kurse, in denen Teilnehmern Wissen über die jeweils andere Religion vermittelt wurde.
Fides vermutet, die deutsche Staatsangehörigkeit des Missionars könne ein Grund für die Entführung sein. Islamistische Milizen sind seit Jahren in dem Land aktiv und hatten bereits andere ausländische religiöse Persönlichkeiten als Geiseln genommen wie z. B. Sr. Gloria Cecilia Narváez, die kolumbianische Missionarin, die am 7. Februar 2017 in der Nähe von Koutiala entführt und am 9. Oktober des vergangenen Jahres wieder freigelassen wurde.
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Bertram Meier, forderte heute die sofortige Freilassung des Ordensmannes und stellte fest, dass der Angriff auf den deutschen Priester ein weiterer Beleg für die „anhaltende Instabilität und die Zunahme des islamistischen Terrorismus in der Sahel-Region“ sei. Weiter betonte er: „Während der letzten Monate erleben wir einen stark ansteigenden Machtzuwachs militanter Islamisten in den Ländern des Sahel. Terrorgruppen haben zahlreiche Anschläge auf Sicherheitskräfte und das Militär verübt. Geiselnahmen und Entführungen gehören immer mehr zum Alltag. Priester und Ordensleute stehen dabei besonders im Visier. Es muss viel mehr dafür getan werden, gegen diesen Terror vorzugehen, wenn Mali und die angrenzenden Staaten nicht in ein vollständiges Chaos abrutschen sollen.“
Sozial und ethnisch aufgeladene Konflikte verschärfen die Situation. Zuletzt verschlechterte sich die Sicherheitslage deutlich. Die Bundeswehr ist mit etwa 1.200 Soldaten an der UN-Friedensmission Minusma in dem Sahel-Staat beteiligt. Die Bundesregierung erwägt jedoch die Beendigung des Einsatzes, für den es noch bis Mai 2023 ein Mandat des Bundestages gibt. (kna/fides)
Mehr Information über die Arbeit der Afrikamissionare-Weiße Väter gibt es hier.
Diese Meldung wurde am 25. November um 11:30 Uhr um die Zitate von Bischof Meier (DBK-Pressemitteilung) ergänzt.