Vallendar. Am Mittwochvormittag, 21. Juni, ist in Vallendar die Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) zu Ende gegangen. Die Tagung beschäftigte sich mit vielfältigen Facetten des Themas „Synodalität“. Hintergrund sind der deutsche Synodale Weg und die Frage einer synodalen Weiterarbeit in Deutschland sowie die im Herbst beginnende vatikanische Bischofssynode. Die DOK-Mitglieder blickten am Dienstag gemeinsam mit Ordensdelegierten, die am Synodalen Weg teilgenommen haben, auf diesen zurück. Unter der Überschrift „Mit dem Heiligen Geist vor die Wand?“ berichtete Sr. Katharina Kluitmann OSF von den Erfahrungen der Delegierten aus dem Ordensbereich im Rahmen des Synodalen Weges. Sie selbst habe dort so sehr wie noch nie in den vergangenen Jahrzehnten das Wehen des Heiligen Geistes gespürt, „in mir und in anderen, in uns gemeinsam, die wir trotz allem zusammengeblieben sind“. Zugleich sei der Synodale Weg „immer wieder vor die Wand gerannt“. Mit Bezug auf die „geistliche Unterscheidung“ in der Lehre des Ignatius von Loyola verwies sie darauf, dass beides kein Widerspruch sein müsse. Sr. Katharina: „Wir stecken als Kirche in einer österlichen Durchgangserfahrung, die es geistlich zu leben gilt“.
Zeitgleich zur Mitgliederversammlung der DOK, fielen an anderer Stelle zwei Entscheidungen mit „synodaler Relevanz“. Wegen des „Neins“ von vier deutschen Bischöfen zur Finanzierung des geplanten „Synodalen Ausschusses“ scheint dieser zunächst gefährdet. Br. Andreas Murk OFMConv., Vorsitzender der DOK, fasste die Stimmung der versammelten Höheren Oberinnen und Oberen zusammen: „Wir sind davon überzeugt, dass das aufeinander Hören und miteinander Sprechen in der Kirche weitergehen muss. Ja, es müsste wohl sogar noch intensiviert werden. Zahlreiche Fragen sind aufgeworfen und warten darauf, weiter behandelt zu werden – national wie international.“ Auch im Blick auf das große Engagement der Ordensleute im Synodalen Weg hofft die Mitgliederversammlung der DOK, dass andere Finanzierungswege für den Synodalen Ausschuss gefunden werden – und ist erleichtert, dass die erste Sitzung am 10./11. November 2023 wie geplant stattfinden soll.
Mit Spannung war das Arbeitspapier für die Weltsynode in Rom erwartet worden. Dieses wurde am 20. Juni veröffentlicht. Die Ordensobernkonferenz ist dankbar, dass hier viele Fragen Platz gefunden haben – und dass diese den Synodenteilnehmerinnen und -teilnehmern zur Diskussion gestellt werden sollen. „Das gibt Hoffnung“, so Br. Andreas, „dass das, was uns hier in Deutschland umtreibt, auch weltkirchlich gesehen wird – und dass wir im Hören auf Andere auch unser eigenes Kirche-sein weiterentwickeln.“
Im Rahmen der Tagung erinnerte Ferdinand Kaineder, Präsident der Katholischen Aktion Österreich, an Grundprinzipien der Synodalität, die konstitutiv für die Kirche, aber auch für das Zusammenleben der Menschheit insgesamt seien. Der Mensch benötige zum Leben Zugehörigkeit und Solidarität, sinnvolle Tätigkeit und Rituale ebenso wie Anerkennung und Wertschätzung. Von einer ich-bezogenen, ökonomisierten und mechanisierten Weltsicht gelte es zu einer Grundhaltung der „Convivialität“, der Gastfreundschaft und Genügsamkeit zu gelangen. Für die Kirche betonte er, es gelte, das kirchliche „Lebensprinzip“ der Hierarchie in das der Synodalität einzubetten. Beide müssten neu in eine Balance gebracht werden, in der klar sei, dass das Hierarchieprinzip eine dienende Funktion habe. Ordensgemeinschaften – in denen eine so verstandene Synodalität vielfach seit langem praktiziert werde – könnten in diesem Sinne ein „Zeichen für die Welt sein“. Kaineder plädierte für eine angstfreie „Spiritualität des Gehens“, in der das Fremde entgegenkomme: „Das Fremde fragt am schönsten“ rief er der Versammlung zu.
Die Mitgliederversammlung blickte auf die Arbeit des „Ausschusses für unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bereich von Ordensgemeinschaften“ (AUAO), der vor wenigen Wochen seinen ersten Jahresbericht vorgelegt hatte. Gesprächspartnerinnen waren Vertreterinnen des AUAO, die Anwesenheit einer Betroffenen unterstrich auf sehr persönliche Weise das Anliegen der Aufarbeitung. Sie und die AUAO-Vorsitzende, Dr. Andrea Schleu, erinnerten an die Notwendigkeit der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt, die „eigentlich nur nach wissenschaftliche Kriterien“ geschehen könne. Es sei einfach notwendig, sich dem Thema zu stellen. Aufarbeitung sei ein sicherlich mühsamer Prozess. Gelingen könne er nur, wenn sich Betroffene wie Ordensgemeinschaften beteiligten: „Aufarbeitung ist notwendig. Sie muss gelingen und sie kann gelingen, wenn jeder seinen Beitrag leistet“.
Einen Überblick über den Stand des Freiwilligen Ordensjahres gab dessen neue Koordinatorin, Sr. Joanna Jimin Lee MC. Aktuell befinden sich drei Frauen und drei Männer in einem Freiwilligen Ordensjahr. Trotz Corona haben seit dem Start des Angebots im Jahr 2019 über 60 Personen eine Zeit im Kloster im Rahmen des Programms verbracht. Inzwischen beteiligen sich ca. 50 Gemeinschaften – darunter auch evangelische Kommunitäten – an dem Angebot.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung fanden ergänzende Wahlen in den geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Ordensobernkonferenz statt, die aufgrund einer Satzungsänderung notwendig geworden waren. Zu Mitgliedern des geschäftsführenden Vorstands wurden neben dem Vorsitzenden, Provinzialminister Br. Andreas Murk OFMConv., und Generaloberin Sr. Maria Thoma Dikow SMMP die Generaloberin der Franziskanerinnen von Sießen, Sr. M. Karin Berger OSF, und der Provinzial der Herz-Jesu-Priester, P. Dr. Stefan Tertünte SCJ, gewählt.