Ordensgemeinschaften in Deutschland

Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975

In den 50er bis 70er Jahren gab es wissenschaftlichen Studien zufolge insgesamt rund 800.000 Heimkinder in Deutschland. Etwa 300.000 davon waren in katholischen Einrichtungen untergebracht. In dieser Zeit kam es in verschiedenen Einrichtungen zu großem Leid und Unrecht. Seit einigen Jahren findet eine intensive Aufarbeitung dieser Vorgänge statt.

Stiftung Anerkennung und Hilfe

Kinder und Jugendliche, die in stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe oder stationären psychiatrischen Einrichtungen gelebt haben, waren ebenfalls von körperlichen und seelischen Misshandlungen betroffen. Um Betroffenen schnellen Zugang zu Informationen über Beratungsangebote, Anerkennung und finanzieller Hilfe zu bieten, wurde die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" ins Leben gerufen. Maßgeblich an der Initiative zur Gründung der Stiftung beteiligt war die DOK gemeinsam mit der Deutschen Bischofskonferenz und der evangelischen Kirche.

Die Stiftung "Anerkennung und Hilfe" begann ihre Arbeit am 1. Januar 2017 und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Um Stiftungsleistungen erhalten zu können, war es erforderlich, dass Betroffene sich spätestens bis zum 30. Juni 2021 an eine Anlauf- und Beratungsstelle wendeten und sich dort für Leistungen anmeldeten. Bis zum 31. Dezember 2022 sollen nun alle Anmeldungen geprüft und abschließend bearbeitet werden.

Prof. Dr. Heiner Fangerau veröffentlichte im Rahmen einer digitalen Veranstaltung am 14. Oktober 2021 (Link zur aufgezeichneten Veranstaltung auf der Website der Stiftung) die Ergebnisse des Forschungsbericht zur wissenschaftlichen Aufarbeitung des Leids und Unrechts, das Kinder oder Jugendliche in Einrichtungen der Behindertenhilfe oder Psychiatrie erfahren haben.

Nähere Informationen unter stiftung-anerkennung-und-hilfe.de.

Heimkinder-Hotline, Runder Tisch und Fonds Heimerziehung

Eine "Heimkinder-Hotline" der Deutschen Bischofskonferenz, der Orden und der Caritas war von Januar 2010 bis Juni 2012 geschaltet. Neben einem Gesprächsangebot konnte den Betroffenen hier therapeutische Angebote und Ansprechpartner zur Akteneinsicht vermittelt werden.
Der Runde Tisch "Heimerziehung" hat im Dezember 2010 nach zweijährigen Beratungen seinen Abschlussbericht vorgelegt. Die Deutsche Ordensobernkonferenz war dort vom Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz mitvertreten worden. Das Thema Heimerziehung wurde zusammen mit Vertretern von evangelischer Kirche, Staat, Kommunen sowie Betroffenen kritisch diskutiert und beleuchtet. Im Abschlussbericht wurde unter anderem vorgeschlagen, einen Fonds für Folgeschäden und Rentenersatzleistungen einzurichten. Seit dem 1. Januar 2012 standen Betroffenen Mittel aus dem Fonds Heimerziehung in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1949 bis 1975" (Fonds "Heimerziehung West") zur Verfügung; bis zum 31. Dezember 2014 konnten betroffene ehemalige Heimkinder ihre Ansprüche bei Ihrer zuständigen Anlauf- und Beratungsstelle anmelden. Auf der Website zum Fonds finden sich dazu ausführliche Informationen: www.fonds-heimerziehung.de. Ein kostenloses Infotelefon gibt Auskunft über die zuständigen Beratungseinrichtungen: 0800 1004900.

Bochumer Studie zur Konfessionellen Heimerziehung 1945-1975

Die Evangelisch- und Katholisch-Theologischen Fakultäten der Bochumer-Ruhr Universität arbeiteten von 2008-2012 an einem Forschungsprojekt "zu den systemischen Bedingungen in kirchlichen Heimen, die Unrecht und Demütigung geradezu  hervorbringen oder zumindest begünstigen. Die Studie erhielt finanzielle Unterstützung unter anderem durch die Deutsche Ordensobernkonferenz. Das Buch "Gehorsam-Ordnung-Religion, Konfessionelle Heimerziehung 1945-1975" (2012) von Dr. Bernhard Frings und Dr. Uwe Kaminsky fasst die umfangreiche Studie zusammen.

Tagung „Leid und Aufarbeitung. Die katholische Heimkinderzeit in Behindertenhilfe und Psychiatrie von 1949 – 1975“

In einer am 23.Juni 2016 in Berlin vorgestellten Studie setzt sich der Fachverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) mit der Situation auseinander, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung in den Anfangsjahren der Bundesrepublik in katholischen Einrichtungen Gewalt, Missbrauch und Leid erfahren haben. Die Studie „Heimkinderzeit. Eine Studie zur Situation von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der katholischen Behindertenhilfe in Westdeutschland (1949 – 1975) wurde im Auftrag des CBP vom Institut für Angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung (IAF) in Freiburg durchgeführt. Mitfinanziert und mitgetragen wird sie von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dem Deutschen Caritasverband (DCV), der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) und der Veronika-Stiftung.

Die Vorträge und Statements der Tagung stehen Ihnen hier zum Download zur Verfügung.