Ein reichlich bemessenes Pfund Brot und eine Hemina Wein
Klösterliche Kulinarik des Mittelalters
Die Beschaffung und Zubereitung sowie der Verzehr von Nahrung waren im Mittelalter Gemeinschaftssache – von der Ernte bis hin zum gemeinsamen Mahl. Dies galt in besonderem Maße für die monastischen Gemeinschaften. Hinsichtlich der Verfügbarkeit bestimmter Nahrungsmittel spielte der sozio-ökonomische Status eine große Rolle. Schriftlich fixiert wurde das kulinarische Wissen der Zeit in ‚Kochbüchern', wie dem ersten deutschsprachigen Buoch von guoter spîse (um 1350). Zwar setzen dieses Rezepte ein beachtliches Vorwissen an Kochtechniken voraus und Mengenangaben beschränken sich zuweilen auf ein schlichtes „wie du wilt", der Geschmack der Zutaten, ihre Konsistenz, Farbe und Präsentation werden alledings regelmäßig in aller Ausführlichkeit beschrieben.
Die Speisen der Klöster waren fett- und nahezu fleischlos. Gekocht wurden einfache Gemüsegerichte, Brei und Hülsenfrüchte, dies erfährt man im Dossier zum Essen im Kloster der ehemaligen Zisterzienserabtei Maulbronn. Das Fleisch vierfüßiger Tiere war ausschließlich den Kranken vorbehalten. Nur Fisch und Geflügel waren erlaubt. Neben Brot gehörte Obst zu den Nahrungsmitteln, die fast täglich auf dem Speiseplan der Nonnen und Mönche standen. Das Obst stammte zum großen Teil aus den klostereigenen Obstgärten.
"Wein passe überhaupt nicht für Mönche"
Im Gegensatz zu den Kochbüchern des Mittelalters widmet sich die Regula Benedicti (um 540) des Benedikt von Nursia vorwiegend dem Maß der Speise und des Getränks: Zwei gekochte Speisen pro Tisch sollen für die Brüder genug sein. Wer von der einen nicht essen könne, dem bleibe die andere. Hinzu kommt ein reichlich bemessenes Pfund Brot und „eine Hemina" Wein am Tag. „Zwar lesen wir", heißt es dort, „Wein passe überhaupt nicht für Mönche, weil aber die Mönche heutzutage sich davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken." Dieses galt in gleichem Maße für die nicht erwünschte Übersättigung beim Essen.
"Bis zu 130 Fastentage im Jahr"
Die Klosterküche musste nicht nur der Ordensregel, sondern auch den allgemeinen Fastenregeln entsprechen: 590 verbot Papst Gregor I.
(um 540–604) den Verzehr von warmblütigen Tieren in der Fastenzeit. Bis Ende des 15. Jahrhunderts waren Butter, Milch, Käse und Eier ebenfalls verboten. 1491 erteilte Papst Julius III. (1487–1555) allen Christen erstmals eine Dispens für Butter, Öl und Eier, Käse und Milch. Starkbier als Fastengetränk war in Klöstern normal, weil es den Mönchen die notwendige Energie für körperliche Arbeit zuführte.
Oftmals wurde die Fastenzeit mit dem Verzehr von Fisch überbrückt. Im Frühmittelalter waren es einmal mehr die Klöster, welche mit der Teichwirtschaft eine römische Errungenschaft vor dem Vergessenwerden bewahrten und weiterentwickelten. Ein Kloster konnte zahlreiche Fischteiche aufweisen, die oft kettenartig hintereinander angelegt waren: Das holsteinische Zisterzienserkloster Reinfeld besaß 61 Fischteiche, beim ostbayrischen Kloster Waldsassen waren es gar 161.
Nicht gänzlich auf Fleisch verzichtet indes der elsässische Zisterzienserabt Bernhard Buchinger (1606–1673) in dem 1671 von ihm verfassten Kochbuch. Für seine Gerichte nutzte er teure Zutaten und Gewürze, die eher an eine wohlhabende weltliche Küche erinnern. Auch erweitern einige seiner Interpretationen den Speiseplan der klösterlichen Gemeinschaft: Fisch falle demnach als sogenanntes "Flussgemüse" nicht unter das strenge Fleischverbot der Zisterzienser und Biber seien aufgrund ihrer Schwanzflosse wohl doch eher den Wassertieren zuzurechnen.
Vgl.:
- Benediktsregel 39, 40.
- Gordon, Sarah. 2015. Food and Cookbooks. In: Classen, Albrecht (Hg.): Handbook of Medieval Culture. Fundamental Aspects and Conditions of the European Middle Ages, Bd. 1. Tuscon, S. 477-479.
- hausbuecher.nuernberg.de
- kloster-maulbronn.de. Vom Essen im Kloster (Stand: 12.05.2022).
- kloster-maulbronn.de. Das Kochbuch Bernhard Buchingers (Stand: 12.05.2022).
- mittelalter-lexikon.de. Teichwirtschaft (Stand: 16.05.2022)
- salem.de. Fasten im Kloster (Stand:16.05.2022).