„Die Logik des Evangeliums leben: Ordensgemeinschaften und Seelsorge“ - Ordenskorrespondenz 3/2022 erschienen
Die neue Ausgabe der Ordenskorrespondenz hat den Themenschwerpunkt „Die Logik des Evangeliums leben: Ordensgemeinschaften und Seelsorge“. Im Vorwort des Heftes meldet sich der DOK-Vorsitzende, Br. Andreas Murk OFMConv., zu Wort:
Im Jahr 2010 wurde ich zum Priester geweiht. Wenn ich an „damals“ zurückdenke, stelle ich fest: Obwohl nur zwölf Jahre vergangen sind, hat sich viel verändert. Meine Primiz würde heute sicherlich ganz anders aussehen – auch wenn ich mich schon damals mit dem Heimatpfarrer angelegt hatte, weil ich weder eine Dorfprozession, noch Blumenkinder oder ein geschmücktes Elternhaus haben wollte. Trotzdem erschien (!) die Welt im noch „in Ordnung“: Bei der Primiz war das halbe Dorf auf den Beinen. Das Priesterbild ist mittlerweile zerkratzt von zahlreichen Skandalen und bisweilen wird der geweihte Priester(mann) sogar grundsätzlich in Frage gestellt. Was theologisch und kirchenrechtlich fixiert ist, tragen längst nicht mehr alle mit. Und unabhängig davon, auf welcher Seite man nun steht: Es ist etwas in Bewegung. Wenn sich die Ordenskorrespondenz dem Thema „Seelsorge“ widmet, dann schwingen diese Erfahrungen und Debatten natürlich mit. Gelegentlich blitzt auf, wie unsere Festlegungen und Strukturen den Erfordernissen und Wünschen dieser Zeit kaum noch gerecht zu werden vermögen. In vielem denkt „die Welt“ längst ganz anders und die „ecclesia semper reformanda“ scheint Zeit zu brauchen, hinterherzukommen. Unser Heft gibt aber auch einen Einblick in die vielen Lebenswelten, in denen Schwestern, Brüder und Mitarbeitende unserer Gemeinschaften segensreich wirken. Da ist die Rede von „klassischen“ Einsatzfeldern wie der Wallfahrtseelsorge oder der Jugendpastoral; Seelsorgende sind unterwegs in der Notfallhilfe oder als Ansprechpartner/innen für Reisende am Flughafen; und schließlich gibt es neue Erfahrungen in der Trauerpastoral am Friedwald oder im Kolumbarium, sowie bei der Gestaltung von Kirchenführungen mit seelsorglichem Mehrwert. Und damit ist die Fülle der Seelsorgswelt längst nicht vollständig abgebildet. Vielleicht ist sie so bunt wie unsere Gemeinschaften an sich. Einseitige Verengungen, Exklusivitäten und Nichtbeachtungen ganzer Gruppen werden dem umfassenden Anspruch von Seelsorge sicher nicht gerecht. Wo sie von Menschen und für Menschen ist, bleibt sie immer aber auch gefährdet. Ein eigener Beitrag widmet sich der Frage „Risiko Seelsorge?“. Stoff für Diskussionen bietet gewiss auch der in dieser Ausgabe veröffentlichte Beitrag der DOK zur „Bischofssynode Synodale Kirche 2021-2023“. Manch einer wird der Text vielleicht zu weit gehen, ein anderer bedauert möglicherweise, dass man nicht noch deutlicher Forderungen zur Veränderung der Kirche formuliert hat. Im besten Fall bringt uns die Stellungnahme nicht nur während der Entstehungszeit, sondern auch darüber hinaus in einen fruchtbaren Dialog.