Ordensgemeinschaften in Deutschland

Buchvorstellung: „Wir können auch anders!“

Sammelband - Ordensleute zum Synodalen Weg

Vom 8. bis 10. September 2022 findet in Frankfurt am Main die vierte Synodalversammlung des Synodalen Weges statt. Zu diesem Anlass erscheint am heutigen 22. August 2022 ein Sammelband mit dem Titel „Wir können auch anders! Der Beitrag der Orden zum synodalen Weg und für die Zukunft der Kirche“. Herausgeberin ist Sr. Katharina Kluitmann, die ehemalige Vorsitzende der DOK, gemeinsam mit Marcus Leitschuh, Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) und Autor zahlreicher Bücher. Beide sind sie Mitglieder der Synodalversammlung und berichten im Vorwort des neuen Buches, dass gerade aus den Orden in diesem Prozess viele verbindende Wortmeldungen, aber auch Mut und Kraft kommen. Ordensleute wüssten mit ruhiger Klarheit von längst erprobter Machtaufteilung, Mitbestimmung und Leitung durch Frauen in Orden zu erzählen.

In dem Buch kommen Ordensleute zu Wort, die im Synodalen Prozess maßgeblich mitwirken. „Es ist ein Buch von Ordensleuten, das sich als Beitrag zur aktuellen Reformdebatte in der katholischen Kirche versteht. Diese Reformdebatte ist nicht neu, aber sie hat neue Dringlichkeit bekommen durch das Offenbarwerden von tausendfachem sexuellem Missbrauch im Raum der Kirche, der vertuscht und nicht ernst genommen wurde, bei dem der Schutz der Kirche über dem der Betroffenen stand – und leider zu oft immer noch steht“, so die Herausgeber. Das Ziel des Buchprojektes: das Gespräch untereinander anfachen und bereichern.

Insgesamt 17 Autorinnen und Autoren – neben Co-Herausgeber Leitschuh allesamt Ordensfrauen und -männer, die auf unterschiedliche Weise in den Synodalen Weg involviert sind - haben sich an dem Sammelband beteiligt. Klar und zukunftsweisend schreiben sie über eine Kirche, die Vielfalt als Stärke sieht, sprachfähig ist und die Zeichen der Zeit erkennt.

Ja, die Angst bröckelt – endlich!
Sr. Philippa Rath OSB

Eine neue Kultur der Offenheit habe sich ihren Weg in die Kirche gebahnt, meint Sr. Philippa Rath OSB. Immer mehr Menschen befreien sich laut der Benediktinerin von der Angst vor Ausgrenzung, vor Mobbing, vor Abmahnung und vor Kündigung. Frauen, die sich zu ihrer priesterlichen und diakonischen Berufung bekannten; Priester, die trotz des römischen Verbots Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften segneten; 125 queeren Menschen, die mit der Aktion #OutinChurch den Schritt in die Öffentlichkeit und in eine neue Freiheit hinein gegangen sind. „Ja, die Angst bröckelt – endlich!“, so Sr. Philippa. Und dies habe positive Auswirkungen auf den Synodalen Weg und die dortige Debattenkultur.“

Es geht zuallererst und zuallerletzt um die Darstellung Gottes und nachrangig um das Image der Kirche.
P. Manfred Kollig SSCC

P. Manfred Kollig SSCC, Ordensmann in der Gemeinschaft der Arnsteiner Patres und Generalvikar des Erzbistums Berlin, warnt indes davor, das eigene Image vor das Sakramentale zu stellen. Wo messbare Erfolge ausblieben und das Image der Kirche beschädigt werde, sei die Versuchung groß, am eigenen Image zu arbeiten. Der Spruch: »Tue Gutes und sprich darüber« dürfe jedoch nicht dazu führen, dass am Ende nichts Gutes mehr übrigbliebe, weil an jedem Tun der Makel des Kalküls und der Blick auf die Vorteile für die eigenen Interessen wie ein Preisschild hänge. Ein Teil des Missbrauchsskandals besteht gerade darin, dass Verantwortungsträger zu sehr vom Image her gedacht und gehandelt hätten. Bei allen Reformen des Synodalen Weges müsse es vor allem um die Sakramentalität der Kirche gehen. Es gehe zuallererst und zuallerletzt um die Darstellung Gottes und nachrangig um das Image der Kirche.

Der Synodale Weg der deutschen Kirche ein Vorreiter für die Weltkirche
Sr. Daisy Panikulam SABS

„Manche Traditionen verhindern die Lebendigkeit und Freude am Glauben“, meint Sr. Daisy Panikulam SABS, Ordensschwester in der Ordensgemeinschaft der indischen Anbetungsschwestern von der heiligen Eucharistie. Sie arbeitet als Krankenhausseelsorgerin und nimmt für die Deutsche Ordensobernkonferenz am Synodalen Weg teil. Es sei eine Chance und Bereicherung, eine lebendige und vielfältige Kirche zu sein und auch Jesus habe manche Traditionen infrage gestellt, wenn sie nicht den Menschen dienten. „Ich vermisse in der deutschen Kirche etwas Flexibilität und Spontanität“, sagt Sr. Daisy. Das Abbremsen der Reform mit dem Argument der Weltkirche ist für sie nicht plausibel. Vielmehr solle der Synodale Weg der deutschen Kirche ein Vorreiter für die Weltkirche sein. Er zeige, dass die Kirche aus ihrer Vergangenheit lernen könne. In diesem Zusammenhang verweist die Ordensfrau auf das Zitat der Kirchenlehrerin und Heiligen Katharina von Siena: „Wartet nicht auf die Zeit, denn die Zeit wartet nicht auf euch!“

Der Sammelband erscheint am heutigen 22. August 2022 beim Vier-Türme-Verlag der Benediktinerabtei Münsterschwarzach.