"Zwischen Freude und Enttäuschung, Dankbarkeit und Schmerz": Die Ordensleute beim Synodalen Weg
Gestern bin ich sehr erschöpft nach der letzten Synodalversammlung nach Hause gefahren. Die Tage haben mich emotional, psychisch und physisch sehr viel Kraft gekostet. Auch von anderen Synodalen habe ich Ähnliches gehört.
Als gestern der Text zur sakramentalen Weihe von Frauen* behandelt wurde, obwohl es zunächst gar nicht danach aussah, dass wir dafür noch Zeit finden würden, bin ich während der Debatte in Tränen ausgebrochen. Ich wollte das auf keinen Fall, konnte es aber nicht verhindern. Einige Statements ließen meine innere Wunde aufbrechen, diese tiefe Verletzung, kein sakramentales Amt in unserer Kirche bekleiden zu können, ja nicht einmal nach meiner Berufung gefragt zu werden, nur weil ich eine Frau bin. Als ich meinen Schmerz nicht mehr zurückhalten konnte, überlegte ich zuerst meine Wortmeldung von der Redeliste zu löschen und den Saal zu verlassen. Es war mir peinlich, dass ich so schluchzend dasaß. Dann aber schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass nicht ich mich hier zu schämen brauche, sondern vielmehr alle sich schämen müssten, die das Leid von (berufenen) Frauen* und an Frauen* in unserer Kirche verursacht haben und weiter zulassen. Also beschloss ich sitzen zu bleiben und mich mit meinem Gefühlszustand insbesondere den Synodalen in meiner unmittelbaren Nachbarschaft zuzumuten. Bis ich an die Reihe kam mich zu äußern hatte ich mich so weit gefangen, dass ich wieder die wenigen Sätze sprechen konnte, die ich letztendlich gesagt habe.
Erst danach verließ ich meinen Platz in den Reihen der Synodalen und gesellte mich zu den Berater*innen aus dem Frauenforum, mit denen ich während des Synodalen Weges intensiv zusammen gearbeitet habe. Diese Gemeinschaft zu spüren, hat mir gut getan und mich getröstet. Wir haben in den drei Jahren und ganz besonders in diesen letzten drei Tagen, Wissen und Schmerz geteilt, Wut und Ohnmacht ausgehalten, Strategien geschmiedet und an Texten gefeilt. Am Ende nach der Abstimmung des modifizierten Textes zum sakramentalen Ordo haben wir gestern froh und erleichtert - wenn auch mit Abstrichen - das Erreichte gefeiert.
Meinen Glauben leben und Kirche sein - das ist meine Erfahrung - kann ich nur, indem ich verletzlich bleibe. Dabei riskiere ich freilich erneut verletzt zu werden. Und dennoch liegt in diesem Wagnis der Verletzbarkeit auch die Chance der Menschwerdung und Zeugnis eines authentischen Glaubens und Lebens... Nachdem ich mich gestern so schutzlos gezeigt hatte, habe ich große Solidarität erlebt, eine echte Geschwisterlichkeit, Wertschätzung und Achtung - überhaupt kein falsches Mitleid oder aufgesetzte Worte. Das hat mich tief berührt und macht mich dankbar. Wenn wir es als Kirche und Glaubensgeschwister schaffen uns ohne Masken zu zeigen und mit großem Respekt zu begegnen, andere Meinungen stehen zu lassen ohne übereinander herzufallen oder einander zu verurteilen, dann mag ich gerne weiter Christin sein in dieser Kirche und an ihre Erneuerungsfähigkeit glauben. Anlass dazu sehe ich jedenfalls - jenseits aller Beschlüsse und verabschiedeten Texte - in der Kultur des achtsamen Umgangs miteinander, die nicht durchgängig da war, aber auf jeden Fall gewachsen ist.
Der einzige Text, der bei den Bischöfen auf so viel Gegenwehr gestoßen ist, dass er von der fünften Synodalversammlung in den Synodalen Ausschuss vertagt werden musste, ist der Handlungstext "Miteinander beraten und entscheiden", wo es um das Synodalitätsprinzip auf allen Ebenen der Kirche in Deutschland geht. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass klerikale Macht die Hauptursache für verschiedenste Missbräuche war und ist - und bleiben wird, weil sie wie eine Bastion von vielen Bischöfen gehalten wird.
Mit der fünften Vollversammlung des Synodalen Weges hat ein langer Prozess des Suchens und Ringens um die Erneuerung unserer Kirche einen Abschluss gefunden. Damit beginnt ein intensiver Weg der Transformation. "Jetzt!", hörten wir gestern im Abschluss-Gottesdienst. Die große Aufgabe ist uns nun gegeben, den Texten, die verabschiedet wurden, Räume der Umsetzung zu schaffen und entschiedene Schritte in die Verwirklichung zu setzen. Der Auftrag gilt, all die Themen und Dokumente, die dem neu gewählten Synodalen Ausschuss in die Hände gelegt werden, weil sie während der Vollversammlungen aus Zeitmangel nicht verabschiedet werden konnten, eine gute Beratung zu ermöglichen, um auch sie auf einen gesegneten Weg zu bringen.
Vielleicht ist es eine unserer wichtigsten Übungen: das Vertrauen zu stärken, das gegenseitige Vertrauen, das Vertrauen auf unseren GOTT. Das Vertrauen, dass Alle, die an diesem Synodalen Weg beteiligt waren und sind, die ihn mit Herzklopfen begleitet und auch erlitten haben, an einer Kirche des Evangeliums bauen wollen. Darin haben wir die Einheit zu finden. Wir haben uns einzuüben in den Mut, dem Heiligen Geist Alles zuzutrauen, der unserer Kirche heute und jetzt neues Leben schenken will und kann. Und es ist uns ans Herz gelegt, KEINEN Menschen auszuschließen aus irgendwelchen Aufgaben und Ämtern, weil GOTT es ist, der ruft.
Möge unsere Sensibilität wachsen, welche Worte wir in den Begegnungen brauchen, ob es Worte sind, die heben, bestärken und freigeben oder Worte, die verletzen, diskriminieren und verurteilen. Ich erschrecke immer wieder neu, wo sich die Macht unbemerkt verbirgt in Worten, in Blicken, die keine Begegnung ermöglichen. Es ist noch sehr viel Macht in unserer Mitte, und die Angst um Machtverlust ist zu spüren - sie liegt in der Luft. Zu Beginn der Sitzungen wurden uns am letzten Donnerstag nochmals die Haltungen ans Herz gelegt, mit denen wir beraten sollen, um zu guten Entscheidungen finden zu können. Sie bleiben ein Exerzitium, nicht nur für die Mitglieder des Synodaler Ausschusses, sondern für Alle, die wir die Kirche lieben. Und nicht zuletzt: Unsere Kirche ist kein Bollwerk, welcher große Theologe es auch immer gesagt haben soll. Solange Christus der Eckstein bleibt, wird unsere Kirche in Christus eine gütige, sanftmütige und demütige Kirche sein.
Der Abschluss des Unternehmens "Synodaler Weg" bedeutet für mich ein Zweifaches: Der "Synodale Weg" war für mich (Auf-)Geben und (An-)Nehmen von Meinungen und Positionen. Auf dieser dreijährigen Lernreise gab es bei mir ohnmächtiges Scheitern eigener Ansichten, Verlust der Orientierung und das Aufstrahlen neuer Ansätze und ungeahnter Möglichkeiten. Solange es bei Abstimmungen Gewinner und Verlierer gibt, waren wir noch nicht wirklich synodal. Im gemeinsamen Gehen und Ringen musste ich unveräußerlich ge-glaubte Standpunkte loslassen und konnte dafür neue Sicherheiten finden und katholische Weite entdecken. Das Wunder des "Synodalen Weges" war, dass wir trotz stellenweise unüberbrückbarer Positionen zusammengeblieben sind: Kirchenvolk, vom Missbrauch Betroffene und Bischöfe. Jede und jeder musste im synodalen Prozess Federn lassen. Auf Synoden gibt es nie Ideallösungen einer Seite - nur Kompromisse. Faule Kompromisse jedoch, die das Ziel aus den Augen verlieren, werden keinen dauerhaften Bestand haben wie z.B. die Beschränkung einer Zulassung von Frauen* zum sakramentalen Ordo. Vermisst habe ich - auch bei mir - Vertrauen und etwas mehr gelassene Heiterkeit. Die Indifferenz der ignatianischen Frömmigkeit habe ich neu schätzen gelernt. In der Haltung des Gleichmuts konnte ich mich als Ordenschrist gut zwischen den Fronten oder Lagern bewegen. Die unabgeschlossenen Themenbereiche von "Leben in gelingenden Beziehungen" und die Machtfrage nach "Gemeinsam beraten und entscheiden" bleiben drängend - nicht zuletzt um der Opfer willen. Das Ende des "Synodalen Weges" bedeutet den Beginn einer synodaleren Kirche - dahinter gibt es kein zurück! Geb's Gott.
Als die geistliche Begleitung am Freitagabend fragte, welche Gefühle man im Laufe des Tages gehabt habe, hätte ich fast gelacht. Das war in ein paar Minuten Stille unmöglich auch nur aufzuzählen. Es ist eine Achterbahn der Gefühle gewesen, neben hochkonzentriertem Arbeiten, dauernden Begegnungen, einem gewissen Lärmpegel in den Pausen. Stille ist in diesen Tagen echte Mangelware. Es gab am Freitagvormittag das Gefühl, dass wir Laien, vor allem wir Laiinnen, zu weit hatten entgegenkommen müssen. Nach und nach hat sich für mich das Bild gewendet. Denn mir wurde bewusst, welch weite Wege manche Bischöfe zurückgelegt haben. Dass der Text über geschlechtliche Vielfalt angenommen werden würde, hätte ich nicht gedacht, wohl gehofft. Die Standing Ovations nach dem guten Ergebnis waren einer der Höhepunkte. Und dann auch noch die kluge Lösung, um trotz Zeitverzugs noch den Text zur Weihe von Frauen, wenn auch abgeschwächt, abstimmen zu können. Doch. Ich meine, es hat sich gelohnt. Es war nicht perfekt, aber viel besser, als ich es vor drei Jahren erwartet hätte. Und ich weiß keinen anderen Weg, der stärker weitergeführt hätte. Was ich von Herzen bedauere, ist, dass es für viele zu spät kommt, weil die Geduld am Ende ist. Ich will die meine nicht aufgeben. Jetzt gerade, unmittelbar nach der Versammlung, fällt mir das nicht schwer. Ich werde den Schwung brauchen für die sicher nicht leichte Arbeit im Synodalen Ausschuss. Auf das Gebet der Schwestern und Brüder hoffe ich sehr, sicher auch zusammen mit anderen, vor allem den beiden benediktinischen Schwestern, die auch in den Synodalen Ausschuss gewählt wurden, Sr. Philippa Rath und Sr. Maria Elisabeth Bücker. Ich zähle auf Sie alle und Ihr Gebet!
Der Abschluss der fünften Synodalversammlung in Frankfurt markiert für mich den Beginn eines dauerhaften synodalen Weges auf allen Ebenen unserer Kirche. Wir dürfen aus meiner Sicht zufrieden sein mit dem Erreichten, auch wenn manche Ziele nicht oder nur unzureichend verwirklicht werden konnten. Gerade in der Frage des Zugangs der Frauen zu allen Ämtern der Kirche blieben wir hinter den Erwartungen und Hoffnungen vieler zurück. Die Interventionen aus Rom haben ihre Wirkung entfaltet und offenbar nicht wenige Amtsträger verunsichert. Angesichts dessen heißt es nun für mich: unbeirrt weitermachen, die Themen immer wieder neu auf den Tisch legen, theologisch-argumentative Überzeugungsarbeit leisten - hier und vor allem auch auf der weltkirchlichen Ebene. Der mit großer Mehrheit verabschiedete Grundtext des Forums III bleibt dabei maßgebend und richtungweisend. In den Themenfeldern der anderen Foren wurde Wichtiges und Wegweisendes erreicht. Vor allem aber haben wir alle viel gelernt und uns eingeübt in ein synodales Miteinander. Gerade die letzte Versammlung hat gezeigt, dass alle zu - wenn auch schmerzlichen - Kompromissen bereit waren und dass respektvoll und wertschätzend miteinander gerungen wurde. Für die künftige Arbeit im Synodalen Ausschuss lässt das hoffen. Nicht zuletzt möchte ich hier vor allem danken für das gute und offene Miteinander der Ordensgeschwister im Synodalen Weg. Wir haben uns engagiert eingebracht und wurden sehr aufmerksam gehört. Werden wir nicht müde, unsere kostbaren Erfahrungen in die Diskussionen einzuspeisen und Zeugnis abzulegen für unseren Weg der Nachfolge.
Erschütterungen und Aufbrüche - Rückblick auf den Synodalen Weg 2020 – 2023
Es gab viele bohrende Fragen. Es gab jedoch vor allem drei Erschütterungen, die bei wohl fast allen Anwesenden bis ins Mark gingen. Sie haben dem Synodalen Weg eine spirituelle Tiefe gegeben und gleichzeitig verhindert, dass die Beratungen an der Lebenswirklichkeit heutiger Menschen vorbeiging. Das persönliche Zeugnis von zwei queeren Mitgliedern des Synodalen Weges in der 1. Synodalversammlung konfrontierte die meisten Anwesenden mit einer bis dahin unbekannten Lebenswelt. Mit der Annahme zweier Handlungstextes in der letzten Vollversammlung schloss sich ein Kreis für diese Gruppe. Es konnte Heilung beginnen. Die zweite existentielle Erschütterung und der ursprünglicher Auslöser des Synodalen Weges waren die Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kirche. Alle behandelten Themen hingen mehr oder weniger deutlich mit dem dramatischen Schicksal dieser Gruppe zusammen. Emotional besonders beeindruckend war die Performance „verantwort:ich“ von Betroffenen am ersten Abend der letzten Synodalversammlung im Frankfurter Dom. Das weitere Sich-Öffnen für die Betroffenen und die Maßnahmen im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt in der Kirche sind noch sehr ausbaufähig. Die dritte existentielle Erschütterung erreichte uns am letzten Tag der letzten Synodalversammlung durch das Statement von Schwester Katharina Ganz, als plötzlich erlebbar wurde, wie sehr sie darunter litt, dass ihre Berufung zum priesterlichen Dienst nur aufgrund ihres Geschlechts noch nicht einmal einer Prüfung würdig gehalten wird. Hier meldete ein Synodaltext einen vorsichtigen, wenn auch deutlichen Handlungsbedarf an. Ich bin dankbar für das Zeugnis dieser Menschen, wobei ich mir wünschen würde, dass sie nie dieses Leid hätten erleben müssen. Ich bin froh, dass der Synodale Weg Schritte in die Zukunft gewagt hat. Ich bin auch froh, dass es in dieser letzten Synodalversammlung zu keiner großen Polarisierung gekommen ist, wenngleich auch unterschiedliche Positionen unversöhnt nebeneinander stehen bleiben mussten. Ich kann jedoch nicht verstehen, dass die Wahl des Synodalen Ausschusses, unbeeindruckt von der anderslautenden Weisung aus Rom, mit der Bildung eines Synodalen Rates verknüpft blieb. Daher habe ich mich bei dieser Wahl bewusst enthalten. Alle Texte habe ich unterstützt. Ich finde es wichtig und fühle mich durch die meisten Beiträge der ausländischen Beobachter bestätigt. Wir können Rom die Konfrontation mit den brennenden Fragen der Zeit nicht ersparen. Aber es ist nicht gut, wenn Türen zugeschlagen werden. Meiner Erfahrung nach, muss man dicke Bretter bohren, nicht brechen. Mit Gewalt wurde noch nie jemand überzeugt. Mit Gespräch und Vertrauen ändert sich viel. Das haben wir auf dem Synodalen Weg gelernt. Das gilt auch in der Beziehung zu Rom.
Der gestern abgeschlossene synodale Weg kann, und das wurde auch sehr deutlich in den Abschlussworten und dem Gottesdienst, nur der Anfang einer Umkehr hin zu einer Kirche sein, die in ihren und durch ihre Strukturen Gerechtigkeit lebt und bezeugt. Die Handlungstexte zeigen diese richtige Richtung an. Sie wurden errungen und erlitten, theologisch fundiert begründet und geben uns allen den Auftrag jetzt nicht stehen zu bleiben, sondern das auf den Weg Gebrachte kraftvoll fortzusetzen.
Ich möchte meine Erfahrungen mit den drei Abschlussfragen, die uns die Geistliche Begleitung auf dem Synodalen Weg zu einer Abschlussreflexion mitgegeben hat, beschreiben:
Ich nehme als wesentliche Erfahrung mit…,
dass Synodalität ein großes Lernfeld ist, das erst begonnen hat. Dabei haben mir die 10 Haltungen zur Synodalität in der Vorbereitung und in der letzten Versammlung sehr ge-holfen. Was hat sich in dem Zeitraum verändert: der Wunsch nach Augenhöhe ist immer mehr Realität geworden, denn die Beiträge von Geweihten und Nicht-Geweihten wurden gleichermaßen wertgeschätzt. Die Sitzordnung hat dazu beigetragen, dass wir ins Ge-spräch gekommen sind und immer bereiter auch voneinander gelernt haben. Die EinHalte wurden mir immer wichtiger, weil sie uns halfen, immer wieder uns zu vergewissern, auf wen hin wir uns ausrichten und von wo her wir unsere Gedanken, Gefühle und Handlun-gen her empfangen. Ich habe mich verändert. Ich bin mir meiner Tauf- und Firmgnade selbstbewusster geworden und habe mich dadurch immer mehr einbringen können. Und wir Ordensmitglieder sind zusammengewachsen. Wir wurden viel um Rat in Entscheidun-gen gefragt und haben viel Gehör bekommen.
Ich nehme als offene Frage mit…,
wie wir noch mehr eine Kirche ohne Angst werden können, in dem wir Menschen aus den Rändern in unsere Mitte nehmen. Wie halten wir den Geist der Synodalität wach, damit die, die Entscheidungsmacht haben, immer mehr den Blick auf die Menschen hinwenden können und den Mut haben, krankmachende Strukturen und Moralvorschriften loszulas-sen.
Im Licht des Evangeliums und in der Gemeinschaft der Glaubenden ist mir wichtig…,
dass wir mit den Augen Jesu auf die Menschen schauen und wir Ordensmitglieder weiter die Stimme für die Menschen sind, die wenig gesehen werden, die wir vielleicht auch schon verloren haben. Mir ist wichtig, dass die Heilsbotschaft Jesu wieder zum Strahlen kommt und wir die Dunkelfelder in unserer Kirche und in unseren Gemeinschaften als Aufgabe annehmen, um Heil zu ermöglichen.
Die fünfte Synodalversammlung ist zu Ende gegangen und ich bin im Zug auf der Heimfahrt - mit gemischten Gefühlen. Euphorie ist nicht darunter. Aber die war nie wirklich da und spätestens in der vierten Vollversammlung mit der Ablehnung des Grundtextes vom Forum 4 ist jegliche euphorische Stimmung weg gewesen. Zu groß ist auch noch meine persönliche Enttäuschung, dass der letzte Handlungstext vom Forum I, bei dem ich mitarbeiten durfte, nicht abgestimmt werden konnte. "Miteinander beraten und entscheiden" - ein Text, der einen Teil des mit großer Mehrheit abgestimmten Grundtextes von unserem Forum ganz praktisch und konsequent umsetzten möchte. In der Diskussion zeigte es sich, dass dieser Text wohl nicht die dreiviertel Mehrheit der Bischöfe erhalten wird. Es war nur klug, die Entscheidung zu ermöglichen, die Abstimmung in den Synodalen Ausschuss zu verlegen. Zu wichtig war uns im Forum das Anliegen, das der Text ausdrückt, zu groß die Sorge, dass genau dieses Anliegen weggewischt werden könnte. Mit diesem Text haben wir wohl den Nerv der Macht getroffen - Macht soll synodal geregelt sein. Miteinander, gemeinsam soll beraten und dann auch entschieden werden -in den Pfarreien, in den Diözesen. Also das, was wir in unseren Gemeinschaften selbstverständlich leben. Dass dies bei einigen Bischöfen immer noch unvorstellbar scheint, hat mich erschüttert.
Aber eben bei einigen Bischöfen - nicht bei der Mehrheit. Und da kommen dann Gefühle wie Hoffnung, Zuversicht und Dankbarkeit auf. Auch Freude und sogar etwas Stolz. Im Abschlussgottesdienst fiel mir plötzlich auf, wie normal es ist, dass wir alle miteinander und nebeneinander sitzen. Beim Eröffnungsgottesdienst war das eine Neuheit, etwas ganz Besonderes, dass Bischöfe und sog. Lai:innen nebeneinander einziehen und dann auch noch in den gleichen Bänken sitzen. Jetzt war es nach 3,5 Jahren Synodaler Weg kein Thema mehr. Es ist einfach selbstverständlich geworden!
Wir haben in diesen Jahren starke und wichtige Texte miteinander erstellt, darum gerungen und dann entschieden. Vor vier Jahren hätte ich nicht gedacht, dass wir tatsächlich "Segensfeier für Paare, die sich lieben" beschließen oder einen Text, in dem es heißt: ""dass transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Menschen in unserer Kirche unbeschadet, ohne Anfeindungen und ohne Diskriminierung ihr Leben und ihren Glauben in ihrem So-Sein als Geschöpfe Gottes leben können." Und vieles mehr ist in diesen Jahren angestoßen worden, Türen sind geöffnet und erste Schritte sind getan. Dafür bin ich sehr dankbar und ich bin hoffnungsvoll. Der Synodale Weg hat einen Anfang gesetzt. Ich will diesen Weg mit Freude weitergehen.