Ordensgemeinschaften in Deutschland

„Synodalität muss und kann man lernen“

P. Mauritius Wilde OSB im Interview bei Vatican News

Viele Ordensgemeinschaften sind quasi synodal organisiert, das heißt, alle haben Anteil an Entscheidungen, die die ganze Gemeinschaft betreffen. Anlässlich der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Weges der katholischen Kirche, die vom 30. September bis 2. Oktober 2021 in Frankfurt am Main stattfinden wird, führte Radio Vatican ein Interview mit P. Mauritius Wilde OSB, dem Prior der Benediktinerabtei S. Anselmo in Rom.

Über die Renovierung der Abteikirche in Münsterschwarzach erzählt der Prior eingangs: "Der damalige Abt hat es geschafft, uns einfach so lange diskutieren zu lassen, über mehrere Jahre, bis wir an einem Punkt waren, wo wir gesagt haben - und zwar nicht gedrückt und gepresst: So machen wir es, so ist es gut." Bei einem solchen Prozess des Mitredens und Hörens, so P. Mauritius, sei das Wichtigste überhaupt, dass jeder etwas sagen dürfe. Denn wenn man in einen Entscheidungsprozess nicht einbezogen werde, dann bleibe etwas in einem sitzen und verhake sich in der Seele. Wenn es um grundlegende Entscheidungen geht, wolle die Ordensregel des Hl. Benedikt, dass alle gehört werden. Der Ordensgründer sage dazu auch, dass die Mönche das, was sie zu sagen haben, in Demut vortragen und nicht hartnäckig verteidigen sollen.

Auf die Frage, ob es Ordensleute aus ihrer eigenen Lebensperspektive heraus nicht manchmal wundere, wie mühsam es ist für die Weltkirche sei, sich mehr synodal auszurichten, antwortete P. Mauritius: "Es wundert mich eigentlich nicht. Es schmerzt mich ein bisschen. Ich glaube, dass Papst Franziskus nicht nur die altkirchliche Tradition der Synodalität im Blick hat, sondern auch als Jesuit spricht, als Ordensmann - und in den Orden sind wir gewohnt, Synodalität zu leben. Mein Gefühl ist, dass wir das als Kirche erst lernen müssen, oder neu lernen müssen." Zur Wahrheit kämen die Menschen nur miteinander. „Und zwar auf dem Weg. Die Wahrheit - oder: das Richtige - entwickelt sich und zeigt sich dann auf dem Weg.“ Synodalität meine, nicht seine Position durchzukämpfen, sondern ohne Vorurteil und Agenda zuzuhören, indem man in Beziehung bleibt. "Das heißt, dass ich selbst mit dem rede, der eine ganz andere Meinung hat und von dem ich schon vermute, dass er sich gar nicht auf meine Seite ziehen lässt. Aber vielleicht hat er ja doch etwas beizutragen zu meiner Position, zu meinem Weg."

An der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Weges nehmen die 230 Mitglieder der Synodalversammlung, Beobachterinnen und Beobachter aus verschiedenen Institutionen und dem benachbarten Ausland sowie Beraterinnen und Berater der Synodalforen teil. Die Deutsche Ordensobernkonferenz hat Synodalinnen und Synodale aus den Ordensgemeinschaften für den Synodalen Weg benannt. Weitere Ordensfrauen und -männer wirken in einigen der Synodalforen mit. Die Synodalversammlung sowie alle Pressekonferenzen werden im Livestream angeboten und sind unter www.synodalerweg.de verfügbar. Ein Stream der Synodalversammlung wird ebenfalls in englischer Sprache angeboten.


(Mit Material von Vatican News und www.synodalerweg.de)

Zum Interview mit P. Mauritius auf vaticannews.va