Ordensgemeinschaften in Deutschland

Jahrestreffen in Vierzehnheiligen: Jesuiten unterstützen Klimaproteste

Die Jesuiten in Zentraleuropa unterstützen das Engagement junger Klimaaktivisten und wollen ihren eigenen Einsatz für eine sozial-ökologische Transformation verstärken

Auf ihrem Jahrestreffen in Vierzehnheiligen setzten sich 155 Jesuiten mit dem Klimanotfall auseinander und der daraus erwachsenden Notwendigkeit für eine sozial-ökologische Transformation.

Wenn wir den Hebel zu einer post-fossilen Gesellschaft nicht sofort umlegen, werden wir die 1,5-Grad-Grenze mit Sicherheit überschreiten
P. Bernhard Bürgler SJ

Die Klimakrise sei eine existentielle Krise, die unsere Lebensgrundlagen und damit die Möglichkeit gesellschaftlichen Wohlstandes schlechthin bedroht. „Wenn wir den Hebel zu einer post-fossilen Gesellschaft nicht sofort umlegen, werden wir die 1,5-Grad-Grenze mit Sicherheit überschreiten“, sagt der Provinzial der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten, P. Bernhard Bürgler SJ. Rasches Handeln sei notwendig, da schon ab einer Erderhitzung von 1,5 Grad sog. Kippunkte im Klimasystem erreicht werden können. Dabei handelt es sich um kritische Schwellen im Erdsystem, deren Überschreitung eine unkontrollierbare Eskalationsspirale lostritt.

Der Provinzial betont, dass die Klimafrage zugleich auch eine Frage der globalen Gerechtigkeit sei. Auch Johannes Wallacher, Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik an der Hochschule für Philosophie der Ordensgemeinschaft in München, erklärt: „Schon jetzt und zukünftig noch mehr sind die armen Menschen, Regionen und Länder, die am wenigsten Ressourcen verbrauchen und zum Klimawandel beigetragen haben, überproportional von den negativen Folgen betroffen“ (OK 4/2021).

P. Bürgler zufolge ist es die Rolle der Kirche, die Armen und Unterdrückten der Welt zu unterstützen sowie sich für den Schutz der Lebensgrundlagen und das Gemeinwohl einzusetzen. „Hier sind wir Jesuiten im reichen Globalen Norden in der Pflicht und so tragen es Jesuiten aus dem Globalen Süden auch an uns heran“, so der Provinzial.

P. Jörg Alt SJ : Strafprozess wegen „besonders schweren Diebstahls“

Update 12.05.2022: Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt muss sich nicht wegen Containerns vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf besonders schweren Diebstahl eingestellt, wie sie am Donnerstag mitteilte. Es habe nicht geklärt werden können, welche konkreten Lebensmittel Alt Ende Dezember aus welchen Supermärkten aus den Abfallbehältern entwendet habe. Alt hatte sich selbst angezeigt, um der Forderung an die Bundesregierung Nachdruck zu verleihen, den Umgang mit abgelaufenen Lebensmitteln gesetzlich zu regeln und eine Agrarwende einzuleiten.

Das Jahrestreffen der Jesuiten beschäftigte sich überdies mit den aktuellen Protesten der Klima-Aktivistengruppe Aufstand der letzten Generation, ein Bündnis von Umweltaktivisten und -aktivistinnen, die durch "zivilen Ungehorsam" Maßnahmen der deutschen und der österreichischen Bundesregierung gegen die Klimakrise erreichen wollen.

„Es kann Zeiten geben“, sagt P. Jörg Alt SJ, der seit 2009 für die Jesuitenmission tätig ist, „in denen gewaltfreier Ziviler Ungehorsam oder Ziviler Widerstand nötig ist, um eine Beschäftigung mit dringenden Fragen unübersehbar und unignorierbar zu machen.“ Es könne keine Lösung sein, Protestierende reihenweise wegzusperren, ohne sich mit deren wohlbegründeten und dringlichen Anliegen auseinanderzusetzen.

P. Alt nahm selbst an der Aktion EssenRettenLebenRetten der „Letzten Generation“ teil und wartet aktuell auf seinen Strafprozess wegen besonders schweren Diebstahls.

Der Orden bekräftigte auf seinem Jahrestreffen zudem die Absicht, sein eigenes Engagement verstärken zu wollen. Teil dieser inhaltlichen Ausrichtung ist die Gründung des Sozial-Ökologischen Zentrums in Nürnberg

(Mit Material von SJ und OK 4/2021)